GOLDBECK - Das innovative Leuchtturmunternehmen der Baubranche

Shownotes

Mit beeindruckenden Zahlen wie 225 laufenden Produktentwicklungsprojekten, der Analyse von 1000 Startups, 2600 BIM360-Projekten und der Entwicklung von 125 Inhouse-Software-Lösungen setzt GOLDBECK neue Maßstäbe. Der Konzern ist mehrfach von Expert:innen als Innovationsführer der Baubranche ausgezeichnet worden und hat sich als Leuchtturmunternehmen etabliert, das so einen erheblichen Vorsprung gegenüber der sonst eher weniger innovativen Bauindustrie hat.

Die Frage, die uns alle beschäftigt: Wie gelingt es dem Branchenvorreiter, dieses immense Innovationsvolumen zu koordinieren und umzusetzen? Unser Moderator Wulf trifft Maximiliane Straub, die Fachbereichsleiterin für Innovationen & Startups bei GOLDBECK. Sie gewährt uns Einblicke in die Prozesse und die Unternehmensphilosophie des Konzerns.

Besonders wichtig für die Förderung von Innovationen sind die Unternehmensphilosophie und die Leitkultur bei GOLDBECK. Maximiliane betont, dass neben den Prozessen und Verfahren vor allem die Motivation und das Engagement der Mitarbeitenden entscheidend sind. Eine Umgebung zu schaffen, die Kreativität und Experimentierfreude fördert, ist ein zentraler Bestandteil dieser Philosophie.

In dieser Folge erfahrt ihr mehr zur Frage: Was können andere Unternehmen von solchen innovativen Leuchtturmunternehmen lernen?

Hier findet ihr Infos zu uns und dem Z LAB.

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00:00:00: Wulf: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge Baustelle Zukunft, dem Podcast rund um die Themen Digitalisierung und Innovation in der Baubranche aus dem Zeppelin LAB in Berlin. Mein Name ist Wulf Bickenbach. Ich bin Geschäftsführer des Z LAB.

00:00:24: Sandra: Und ich bin Sandra May, Open Innovation Lead im Z LAB. Hallo, auch von mir.

00:00:28: Wulf: Sandra, jetzt ist es für uns und für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer kein Geheimnis, dass die Baubranche nicht unbedingt als Vorreiter in Sachen Innovation bekannt ist. Das ist ja auch ein Grund, warum wir diesen Podcast machen und damit die Diskussionen rund um diese Themen befeuern wollen. Aber es gibt natürlich Ausnahmen, denn einige Unternehmen haben es auch in der Baubranche geschafft, sich als echte Innovationstreiber zu etablieren und sich einen großen Vorsprung zu verschaffen. Kommt dir da irgendein Name direkt in den Sinn?

00:00:55: Sandra: Oh, da muss ich nachdenken. Tatsächlich würden mir so ein, zwei, drei Namen vielleicht einfallen. Einer darunter, das habe bestimmt nicht nur ich im Kopf, vielleicht auch der eine oder andere Zuhörer oder Zuhörerin, ist das Unternehmen GOLDBECK, dass für seine innovativen Projekte ja oft in aller Munde ist. Da kommt mir die Frage auf: Was machen Unternehmen wie GOLDBECK denn anders?

00:01:18: Wulf: Ja, und genau dieser Frage wollen wir heute auf den Grund gehen. Wir bekommen sehr spannende Einblicke in eines der bekanntesten deutschen Bauunternehmen. Das auch immer wieder von unabhängigen Experten als Innovationsführer in der Branche ausgezeichnet wird und kann diese Innovationskraft mit wirklich beeindruckenden Zahlen untermauern. So berichten sie in ihrem letzten Geschäftsbericht, dass sie 225 laufende Produktentwicklungsprojekte haben, sich bisher schon über 1000 Startups angeschaut haben, im Sinne dessen, ob sie mit ihnen zusammenarbeiten können wollen oder in sie investieren, und was ich sehr beeindruckend finde, auch aus unserer Erfahrung hier im Z LAB: Sie haben 125 Inhouse-Softwarelösungen bisher entwickelt, die Sie dann auch nutzen und betreiben.

00:02:02: Sandra: Das sind wirklich sehr beeindruckende Zahlen. GOLDBECK verfolgt ja den speziellen Ansatz der seriellen Vorproduktion. Das bedeutet, dass sie Bauelemente in eigenen Werken industriell vorfertigen, die dann auf der Baustelle montiert werden und zu schlüsselfertigen Gebäuden zusammengesetzt werden. Das ist bestimmt auch ein Grund, warum GOLDBECK stärker als andere Bauunternehmen Innovationen in das Unternehmen integrieren kann, oder, was glaubst du?

00:02:27: Wulf: Eigentlich kann man sagen, dass es dem Unternehmen in den Genen liegt. Denn schon der Gründer Ortwin GOLDBECK kommt aus dem Stahlbau. Er hat sich die Frage gestellt, ob die serielle und industrielle Fertigung, die man damals schon aus der Automobilindustrie kannte, auch auf die Baubranche anwendbar wäre. Und so versteht GOLDBECK eigentlich bis heute die eigenen Gebäude und Infrastrukturen als Produkte, die sie eben seriell planen, bauen und betreuen und dabei auch den ganzen Lebenszyklus dieser Produkte in den Blick nehmen.

00:02:57: Wulf: Das wiederum ähnelt dann eben den Fertigungsprozessen in der Automobilindustrie. Und gleichzeitig ermöglicht es, über die etablierten Prozessketten in der Fertigung, Innovationen ganz anders über das Unternehmen zu skalieren, als wenn ich jedes Gebäude, das ich baue, als Unikat betrachte.

00:03:14: Sandra: Das klingt nach wirklich sehr spannenden Prozessen und Innovationspotenzialen. Da bleibt mir nur die Leitfrage für die heutige Folge zu stellen, nämlich: Was können denn andere Unternehmen von innovativen Leuchtturmunternehmen wie GOLDBECK in der Baubranche lernen?

00:03:27: Wulf: Ja, und dieser Frage wollen wir auf den Grund gehen mit unserer heutigen Gästin. Das ist Maximiliane Straub, und sie ist Fachbereichsleiterin Innovation und Startups bei GOLDBECK. Hören wir doch mal rein.

00:03:47: Wulf: Ich freue mich, heute bei uns Maximiliane Straub zu begrüßen. Maximiliane oder kurz Maxi ist Fachbereichsleiterin Innovation und Startups bei GOLDBECK. Hi Maxi!

00:03:56: Maximiliane Straub: Hallo!

00:03:57: Wulf: Maxi, du hast eine sehr interessante Position bei GOLDBECK und da ist natürlich die erste Frage, die sich aufdrängt: Was ist dein persönlicher Background und wie bist du zu der Stelle gekommen, wo du jetzt heute bei GOLDBECK tätig bist?

00:04:06: Maximiliane Straub: Tatsächlich war das sehr, sehr viel Zufall. Ich habe selber Bauingenieurwesen studiert, hatte immer wahnsinnig viel Spaß an dem ganzen Statikbereich. Habe mich in dem Bereich dann auch im Master entschieden - im Bereich Simulation und Modellierung. Bin dann über einen Hiwi-Job am Baustatik-Institut sehr in diesen ganzen Coding-Bereich abgerutscht, was dann irgendwo in der Masterarbeit zum Thema "Tragwerksoptimierung mit neuronalen Netzen" geendet hat.

00:04:29: Maximiliane Straub: Und dann stand ich irgendwie nach dem Studium da und hatte nicht so richtig einen Plan, wo es hingehen kann. Und dann bin ich einfach über die Karrieremesse am KIT in Karlsruhe getingelt und habe eine Kollegin von GOLDBECK getroffen, die dann gesagt hat: "Ach, schau mal, wir haben hier eine Abteilung "Innovation, Produkte und Systeme". Wäre das nicht eine Idee?"

00:04:45: Wulf: Würdest du dich selber als Nerd bezeichnen?

00:04:47: Maximiliane Straub: Nein.

00:04:48: Wulf: Nein.

00:04:50: Maximiliane Straub: Aber ist wahrscheinlich eine Definitionsfrage: Was ist denn das?

00:04:53: Wulf: Weil bei Tragwerkslehre und neuronale Netze... das hört sich natürlich schon tatsächlich sehr fancy an! Umso spannender natürlich, inwieweit das heute auch eine Rolle spielt in der täglichen Arbeit bei GOLDBECK. Vielleicht erst mal zu deinem Unternehmen: GOLDBECK ist sehr bekannt als großes deutsches Bauunternehmen. Es ist auch sehr bekannt als innovatives Unternehmen, nicht zuletzt, weil euer Chef und auch Eigentümer Jan-Hendrik Goldbeck, der das Unternehmen in zweiter Generation führt, als Familienunternehmer, sehr präsent ist, viel postet zu Innovationsthemen, in vielen Podcasts zu Gast ist und in dieser Richtung auch das Unternehmen, denke ich, stark als innovatives Unternehmen repräsentiert. Ihr seid auch ziemlich groß. Ihr habt 12.000 Mitarbeiter, 6,7 Milliarden Umsatz, seid stark gewachsen in den letzten Jahren. Wie ist es, bei GOLDBECK zu arbeiten? Wie fühlt sich das an?

00:05:37: Maximiliane Straub: In einem Satz: Es macht mir persönlich wahnsinnig Spaß. Dieses ganze Thema Familienunternehmen merkt man in den Werten, in der Kultur, wie wir miteinander umgehen, wie einfach unsere Unternehmenskultur geprägt ist. Und darüber hinaus: Ortwin Goldbeck, der Gründer, hat einen schönen Satz gesagt, der hieß: "Vertrauen ist besser". Und das ist eigentlich, was bei uns auch gelebt wird. Dieses Thema, das Vertrauen zu bekommen, als Mitarbeiter Dinge einfach mal zu machen, auszuprobieren und eben nicht die Schranken in den Weg gelegt zu bekommen. Und dann natürlich mit Jan-Hendrik Goldbeck vornedran als jemand, der diese ganzen Themen, Innovation und neue Technologien auch pusht, ist es eine sehr, sehr tolle Kombi.

00:06:11: Wulf: Vertrauen ist ja auch eine Grundvoraussetzung, um Innovation zu schaffen, schlussendlich. Weil man ja viel ausprobiert und auch tatsächlich aus Scheitern lernt. In wieweit spielt das denn eine Rolle, dass ihr dieses Management-Buy-In eigentlich von höchster Stufe, also vom Topmanagement, so offen habt und das für jeden sichtbar ist?

00:06:28: Maximiliane Straub: Das eine ist ja natürlich immer das, wie zeige ich das nach außen? Das andere ist natürlich auch, wie nehme ich intern alle Mitarbeiter mit? Und wenn ich natürlich auch intern durch einen CEO das so kommunizieren kann oder eine Geschäftsführung habe, die da so hintendran steht, ist das natürlich auch eine Kultur, die da wächst. Und daher glaube ich, dass das sehr viel Einfluss hat.

00:06:46: Maximiliane Straub: Ja, ich glaube aber auch durch diesen Produktansatz und den seriellen Ansatz, den wir bei unseren Gebäuden haben, dass wir einfach eine wahnsinnig schöne Innovationsbasis haben. Wir haben es gerade gehört, wir haben Umsatz von 6,7 Milliarden € gehabt im letzten Geschäftsjahr. Dementsprechend stehen dahinter natürlich auch sehr viele Bauprojekte, wo wir letztendlich wie so ein LEGO-Baukastensystem, verschiedenste Bauteile haben, die wir immer miteinander kombinieren.

00:07:10: Maximiliane Straub: Wo wir aber ganz, ganz viele verschiedene Möglichkeiten und individuelle Architekturen erzeugen können, haben wir aber immer einen Wiederholungsfaktor und wir da eben nicht in dieser "Losgröße eins" unterwegs sind und sagen auch mit einem Start up: "Wir pilotieren jetzt einmal hier in diesem Projekt, aber vielleicht sieht das nächste Projekt wieder komplett anders aus."

00:07:25: Wulf: Das ist natürlich ein spannendes Thema, weil es ein klassisches Thema ist, was in vielen Studien, was zum Beispiel die Digitalisierung oder die Innovationsbereitschaft der Bauindustrie angeht, angesprochen wird. Wie sehr die Bauindustrie häufig noch nicht in einem Produktionssystem denkt, sondern in sozusagen ein Boutique-Ansatz, dass jedes Gebäude für sich genommen nur einmal gebaut wird. Da würde ich gerne später noch mal darauf zurückkommen.

00:07:47: Wulf: Ich würde gerne unsere Zuhörer einmal jetzt in die GOLDBECK-Welt, in die GOLDBECK-Innovationswelt mit reinnehmen und mir gerne von dir erklären lassen: Wie seid ihr denn eigentlich aufgestellt? Was das Thema Innovation bei GOLDBECK angeht: Wie sehen eure internen Strukturen aus? Wo bist du auch genau verortet?

00:08:03: Maximiliane Straub: Wir sind generell ein Unternehmen, das sehr dezentral agiert und dementsprechend haben wir auch verschiedenste Bereiche bei uns im Unternehmen, die sich mit innovativen Lösungen auseinandersetzen. Wir als Team, wir sind verortet in der Produktentwicklung bei uns. Das ist eine Abteilung, die heißt Innovation, Produkte und Systeme. Besteht da eben aus drei Teams, die sich mit der ganzheitlichen Produktentwicklung... also wir erinnern uns, wir haben Gebäude als Produkte...

00:08:26: Maximiliane Straub: dementsprechend, wie sich diese Produkte weiterentwickeln, wie wir diese Produkte in ein System reinbringen, damit beschäftigen. Und das heißt, wir sind dort verortet und schauen uns an, welche innovativen Themen, welche Trends auf uns zukommen, mit welchen Startups wir da arbeiten können. Dass wir eben dieses Produktangebot verbessern können. Aber darüber hinaus haben wir verschiedenste Abteilungen, die sich wieder in ihren Expertenbereichen oder wirklichen Fachabteilungen mit Use Cases beschäftigen und schauen, wie sie denn aktuelle Probleme, Herausforderungen eben mit neuen Lösungen beschäftigen können.

00:09:00: Wulf: Wenn du über Produktentwicklung sprichst, in dem Zusammenhang... viele, vielleicht Zuhörer, die auch aus der Branche kommen, wissen, dass GOLDBECK Parkhäuser baut Wohngebäude, Bürogebäude, Fabrikhallen, Logistikhallen, eine relativ breite Palette. Bedeutet Produktentwicklung dann zum einen zu schauen, in was für Verticals man im Baumarkt noch zusätzlich reingehen kann? Oder bedeutet das hauptsächlich in den bestehenden Produktenbereichen zu innovieren, also die eigentlichen Produkte zu verbessern, zukunftsfähig zu machen, IoT beispielsweise zu integrieren? Neue Baustoffe, solche Themen.

00:09:33: Maximiliane Straub: Zweiteres. Also gerade dieses Thema "Gebäude zukunftsfähig für unsere Kunden gestalten" das ist ein großer Punkt bei uns. Weil wir möchten auch, dass unsere Gebäude in 50 Jahren am Puls der Zeit sind. Und dahingehend, jetzt schon nach vorne zu schauen, was passiert die kommenden Jahre, welche Trends kommen auf uns zu? Und zwar nicht nur in den nächsten ein, zwei Jahren, sondern eben auch darüber hinaus. Was erwartet uns eigentlich in fünf bis zehn Jahren? Dahin zu schauen... Das sind die Themen, mit denen wir uns beschäftigen. Und dann natürlich auch im Konkreten neue Baustoffe, Sensorik, IoT, also alles, was dazu gehört.

00:10:04: Wulf: Die Abgrenzung zwischen Produktentwicklung und Systementwicklung würde mich noch mal interessieren. Produktentwicklung habe ich soweit verstanden. Und das System, was dann dahinter liegt: Wie sieht es bei euch aus? Wie ist das gestaltet? Was bedeutet das?

00:10:15: Maximiliane Straub: Wie gesagt, bei uns in der Abteilung gibt es die drei Bereiche: Innovation, Produkte - also wo wir Produktmanager haben, die dann wirklich verantwortlich sind zu schauen, wie entwickeln sich denn diese Produkte weiter? welche Kundenanforderungen haben wir gerade direkt? Haben wir neue Normen? Müssen wir da was anpassen? Und in der Systementwicklung geht es wirklich darum, das wirklich auf die letzte Unterlegscheibe zu planen.

00:10:34: Maximiliane Straub: Das bedeutet, dass jeder Planer bei uns, egal welcher Disziplin, sei es jetzt der Architekt, sei es jetzt der Statiker, sei es jetzt die Konstruktion, dass jeder genau weiß, wo welches Bauteil ist, in welchem Detailgrad man das braucht, dass die Montageanleitungen geschrieben werden, dass diese Schnittstelle zur Produktion, zur Baustelle passt, also wirklich in ein funktionierendes System, wo alle Schnittstellen letztendlich ineinander klicken, reinzubringen.

00:11:00: Wulf: Jetzt, wenn man über Innovation und Digitalisierung spricht, dann hat man ja immer diesen sogenannten, würde ich sagen Legacy-Digitalisierungsteil. Also wo man Daten, die vorhanden sind, Wissen das vorhanden ist, in neue Systeme überführt und darüber zum Beispiel Prozessinnovationen kreiert. Es gibt ja auch dieses System der verschiedenen Horizonte, Horizont eins, Horizont zwei, Horizont drei. Und die ersten beiden Horizonte sind ja mehr so innovieren im Bestand, im Bestandssystem. Wie viel macht ihr ganz Neues und wie viel macht ihr Verbesserung von Bestehendem?

00:11:29: Maximiliane Straub: Also wir haben über die letzten Jahrzehnte sehr, sehr viel dazugelernt. Also dieses permanente Innovieren, das gehört bei uns dazu. Also eine der Business Units, die sich zum Beispiel auch mit dem ganzen Thema Digitalisierung beschäftigt, ist bei uns eine BIM-Abteilung, die über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat. Die natürlich immer wieder gucken, was kann ich in diesem ganzen digitalen Bereich noch verbessern.

00:11:51: Maximiliane Straub: Wir haben eine eigene Abteilung, die sich nur um Prozesse kümmert. Aber natürlich ist es der wichtige Aspekt, das Kerngeschäft immer weiter zu optimieren und zu verbessern. Und dann kommt der kleine, aber sehr spannende Bereich, wo man schaut, wo kann man denn noch seine Fühler ausstrecken? Aber natürlich geht es im ersten Punkt also auch aus meiner persönlichen Sicht darum, erst einmal zu sagen: "Wie können wir denn das noch besser machen, was wir ja schon machen?"

00:12:13: Wulf: Wenn du jetzt an diese Horizont-Drei-Innovation, also spricht das Ausstrecken der Fühler nach komplett Neuem denkst: Was sind da Themen, die euch umtreiben, aktuell?

00:12:22: Maximiliane Straub: Wir sind ja über den kompletten Lebenszyklus aktiv. Das heißt, wir schauen da auch immer wieder, welche neuen Servicemodelle können wir bei uns noch mal anbieten, welche neue Themen haben wir da. Und dann aber tatsächlich auf der Produktebene auch ganz viel, wo wir schon in diesen Foresight-Bereich fast reinkommen. Wo wir sagen, welche Impulse können wir denn sammeln und wo können wir uns unsere Zukunftsszenarien aufziehen, wo wir sagen, was könnte denn potenziell kommen, welche Lehren können wir für uns daraus ziehen und wie können wir uns jetzt darauf vorbereiten und wie können wir daraus auch komplett neue Themenfelder für uns finden?

00:12:53: Wulf: Habt ihr so eine Vision? Weiß ich nicht... das smarte Bürogebäude der Zukunft 2040 oder so. Wo ihr sagt, das ist spannend, weil man da Technologien reinbringen kann, viel stärker Richtung Automatisierung im Vergleich zu heute.

00:13:05: Maximiliane Straub: Ja, wir haben hier gerade das ganze Thema, wie sieht zum Beispiel die Halle, unser Produkthalle... Wie können wir da eine Zukunft, ein Zukunftsszenario, eine Zukunftsvision aufspannen mit Themen, die relevant sind? Und da dann eben immer wieder auch einchecken, sind wir da auf dem richtigen Weg? Und von A bis Z kann das alles eintreten. Es können Sachen sein, wo wir eben Hallen haben, die zukünftig überhaupt keine Menschen mehr benötigen.

00:13:24: Maximiliane Straub: Aber das können auch andere Themen sein, die eben sehr energiegetrieben sind, weil wir eben große Flächen auf den Hallen haben mit PV-Anlagen. Dann kommt das ganze Thema Energiesysteme, autonome LKWs. Da gibt es ganz, ganz viele Themen, die spannend sein können und die man natürlich beobachtet.

00:13:39: Wulf: Jetzt bist du bei GOLDBECK in einem zentralen Innovationsbereich. Ihr habt viele Geschäftsbereiche, ihr seid auch weltweit aufgestellt als Unternehmen. Gibt es dann in anderen Geschäftsbereichen auch noch Innovationsaktivitäten und wenn ja, wie koordiniert ihr das?

00:13:51: Maximiliane Straub: Ja, natürlich. Also es gibt in den unterschiedlichsten Bereichen Innovationsaktivitäten. Wir sind da viel im Austausch. Wir haben eine zentrale Innovationsmanagement-Plattform, auf der wir gegenseitig festhalten, an welchen Themen wir dran sind und auch vor allem, mit welchen Startups wir zusammenarbeiten. Weil, werdet ihr wahrscheinlich auch kennen: Es gibt so dieses Gießkannenprinzip. Ich gieß mal meine Lösung über das komplette Unternehmen und klopf an jeder Ecke an. Das haben wir an vielen Stellen erlebt von den Startups und dementsprechend haben wir versucht, das alles zu bündeln. Und haben da jetzt eine Plattform ins Leben gerufen, wo wir eben alle gemeinsam daran arbeiten.

00:14:26: Wulf: Jetzt habt ihr noch eine sehr spezielle Einheit, die meines Wissens nach kein anderes, zumindest deutschsprachiges Bauunternehmen so oder ähnlich unterhält. Ihr habt nämlich ein Innovationsbüro, würde ich jetzt sagen, im Silicon Valley, in den USA, in Kalifornien. Was hat es damit auf sich und was ist die Idee dahinter?

00:14:41: Maximiliane Straub: Genau, das ist ein kleiner Fourplex, wie man so schön sagt. Es sind vier Bungalows in Menlo Park, direkt neben der Stanford University, wo wir aktuell vier Kollegen haben, die sich im Silicon Valley damit beschäftigen: Was gibt es für neue Lösungen? Im Silicon Valley ist sehr viel Kapital, das bekommt man, glaube ich, aus ganz vielen anderen Branchen mit. Da sitzen die großen Tech-Firmen unter anderem auch Autodesk.

00:15:02: Maximiliane Straub: Das heißt, viele Themen, die für uns da spannend sind. Es ist ein großes Netzwerk auch an Unternehmen da, die Innovations-Hubs oder Innovationsmanager dort sitzen haben. Dementsprechend schauen wir uns da um bzw. die Kollegen schauen sich da um, suchen neue Lösungen, sind am Puls der Zeit und tragen auch Trends, die sie von dort drüben aufschnappen, wieder zu uns herüber, die sie dann teilweise pilotieren, wir pilotieren... da sind wir viel im Austausch.

00:15:27: Wulf: Jetzt hast du relativ umfangreich diese ganze Innovationslandschaft bei euch beschrieben. Ich würde gerne noch mal auf die Herausforderungen, die damit zusammenhängen, mit dir zu sprechen kommen. Habt ihr strukturelle Herausforderungen gehabt? Sowohl im Aufbau, vielleicht aber auch im Betrieb? Wie geht ihr damit um? Was habt ihr gelernt aus dem, wie ihr heute aufgestellt seid?

00:15:46: Maximiliane Straub: Wir hatten es vorher von diesem permanent sich zu optimieren. Aber auch in dem Bereich kann man, glaube ich, permanent dazulernen und muss sich permanent verändern, weil sich einfach auch die Strukturen im Unternehmen, die Bedingungen ändern. Und natürlich ist es eine Herausforderung bei so vielen Einheiten, die sich mit Themen beschäftigen... und auch gerade dieses Thema wir sind über den kompletten Lebenszyklus aktiv...

00:16:05: Maximiliane Straub: Das macht die Spanne ja wahnsinnig weit auf. Wir haben unsere eigenen Werke, haben die Baustellen, wir haben die Planung, wir haben die Produktentwicklung, wir haben den Servicebereich, den Bereich Revitalisierung. Und in jedem dieser Bereiche gibt es wahnsinnig viele spannende Themen. Und das alles zu koordinieren, ist natürlich eine Herausforderung. Was bestimmt an vielen Stellen gut an bestimmten Stellen auch noch ausbaufähig ist.

00:16:29: Maximiliane Straub: Da sind so die Learnings: Umso mehr wir in den Austausch gehen, umso wertstiftender ist letztendlich auch das, was wir alle gemeinsam dort erreichen können.

00:16:36: Wulf: Habt ihr so was wie regelmäßige Formate, wo ihr alle Innovatoren im Konzern zusammenholt oder ähnliches?

00:16:43: Maximiliane Straub: Mit bestimmten Bereichen haben wir das, mit anderen wollen wir auf jeden Fall dahin kommen.

00:16:48: Wulf: Also das kennen wir natürlich auch, ist ja selber eine konstante Weiterentwicklung des Systems. Man innoviert an den eigenen Prozessen. Genauso wie man an den tatsächlichen Business-Prozessen renoviert. Ist, glaube ich, auch wichtig. Ja, spannend! Wenn du noch mal auf das Thema Matching kommst: Du hast schon angerissen, dass ihr sehr intensiv mit Startups zusammenarbeitet. Wie kriegt er das hin, aus den Geschäftseinheiten heraus die Bedürfnisse abzuholen und dann zu matchen mit dem, was ihr findet, auf dem Innovationsmarkt, bei den Startups.

00:17:18: Maximiliane Straub: Miteinander sprechen. Also letztendlich ins Gespräch gehen und Vieles auch proaktiv. Wenn wir jetzt auf einer Messe unterwegs sind und wir finden Themen, wo wir sagen, das könnte interessant sein, die dann eben einmal weiterzureichen und zu sagen: Hey, könnte das nicht was sein für euch? Aber am Ende ist es viel Austausch miteinander.

00:17:35: Wulf: Begleitet ihr das dann irgendwie noch aktiv? Häufig ist es ja so: Man trifft eben ein spannendes Startup auf einer Veranstaltung, auf einer Messe, denkt sich: "Hach, für den Geschäftsbereich könnte das spannend sein", stellt den Kontakt her und die Leute, die in dem Geschäftsbereich arbeiten, haben aber vielleicht nicht so Erfahrungen, wie man so eine Startup Kooperation dann tatsächlich initiiert. Seid ihr dann die Facilitatoren oder wie funktioniert das?

00:17:54: Maximiliane Straub: Das ist immer individuell, tatsächlich. Mit manchen Bereichen, die sind so autark, die wissen, was sie tun und in anderen Bereichen, wenn wir Unterstützung bieten können, machen wir das gerne, auf jeden Fall.

00:18:04: Wulf: Dann würde mich noch mal interessieren das Thema Change-Management. Du hast angesprochen, dass natürlich viele Innovationen auch in Richtung Prozessinnovationen gehen. Und das ist ja mitunter immer eine Herausforderung, gerade bei auch sehr großen Unternehmen und auch das seid ihr. Wenn man dann auch möchte, dass Prozesse sich durch die Organisation durchziehen und auch sauber gelebt werden, dann ist es mitunter eine Herausforderung. Wie geht ihr da ran?

00:18:27: Wulf: Gibt es da noch mal andere Einheiten, die zum Beispiel das Thema Change-Management unterstützen? Ist es mit bei euch, wenn ihr eine Innovation ausrollt oder wie funktioniert das?

00:18:35: Maximiliane Straub: Ich glaube das Thema ist immer eine Herausforderung. So aus meinem persönlichen Learning gibt es manche neuen Tools, die supergut ankommen und wo sich alle auch wirklich drauf freuen, dass sie direkt ausgerollt werden. Natürlich darf man auch irgendwie nicht zu viel auf einmal wollen, muss da auch mit unterstützen. Am Ende sind die die einzelnen Einheiten bei uns, die die Themen implementieren, natürlich im Lead und wir unterstützen da, wenn wir können.

00:19:04: Maximiliane Straub: Aber das Ding ist ja immer, es geht irgendwie los. Ich scoute ein Startup, ich analysiere es, am Ende pilotiere ich es, dann entscheide ich mich dafür. Dann ist erst mal so dieser Innovationsprozess, der Stage-Gate-Prozess durch und dann kommt ja aber eigentlich noch mal die richtige Herausforderung, weil dann geht es erst richtig los. Wie schaffe ich diesen richtigen Rollout, wie bekomme ich das hin?

00:19:22: Maximiliane Straub: Und wie gesagt, da ist es mit manchen Themen wirklich so, wo alle nur darauf warten, dass es kommt und sagen "Hey, voll cool! Und das hilft uns total viel." Und mit anderen Bereichen ist es natürlich deutlich anstrengender, wo einfach viel mehr Arbeit dann auch rein gepusht werden muss, wo man viel mehr dranbleiben muss. Dementsprechend, ich glaube, in allen Bereichen eine Herausforderung. Bei uns zum Glück an den Stellen, wo ich es bisher erlebt habe im Unternehmen, eine große Offenheit auch für neue Themen. Aber das ist natürlich auch nicht zu 100 % so.

00:19:48: Wulf: Wie stark ist denn bei euch der Pull aus den Geschäftseinheiten, die zum Beispiel sagen, Keine Ahnung: "Ich suche jetzt mal eine Lösung oder ein Startup, was sich mit Gebäudesteuerung befasst." Und wie stark ist euer Push, dass ihr sagt, wir haben eine Technologie analysiert - und das wäre das Thema, auf das ich jetzt mit dir kommen wollen würde - haben Strategic-Foresight betrieben und suchen jetzt mal jemand im Unternehmen, mit dem zusammen wir da etwas pilotieren können. Welche Richtung ist die, die ihr häufiger einschlagt?

00:20:14: Maximiliane Straub: Ich würde es hier tatsächlich so ein bisschen trennen. Was wir machen, ist uns sehr viel mit den aufkommenden Trends für unsere Produkte zu beschäftigen. Ganz plakative Frage: "Werden wir zukünftig überhaupt noch in Büros arbeiten?" Wir haben das mit Corona erlebt, dass da irgendwo auch ein Umschwung stattgefunden hat. Das Thema Shared Mobility kommt auf. Was bedeutet das eigentlich für uns? Also wirklich, sich mit solchen Fragestellungen zu befassen und das andere Thema ist dann, wirklich einen konkreten Use-Case zu haben und da vielleicht auch wieder so diese Horizonte zu trennen.

00:20:43: Maximiliane Straub: Wo habe ich eigentlich einen konkreten Use Case, wo ich etwas optimieren will, wo ich merke, ich habe die Möglichkeit, noch Potenziale auszuschöpfen, wo ich dann explizit nach einem nach einem Startup such. Und das andere ist dann wirklich eher noch mal so ein bisschen den Trichter weiter aufzumachen.

00:20:56: Wulf: Und wenn ihr diesen Trichter so weit aufmacht... ihr befasst euch erst mal mit Dekarbonisierung oder ähnliches... wie geht er dann vor? Stellst du ein kleines Team zusammen aus deinen Kolleginnen und Kollegen und ihr grabt euch erst mal das Thema rein und dann tragt ihr es anschließend in die Organisation? Oder bettet ihr Kolleginnen und Kollegen aus euren Organisationen frühzeitig auch in dieses Brainstorming, in diesen Research-Teil mit ein?

00:21:19: Maximiliane Straub: Also wie gesagt, wir beschäftigen uns da vor allem mit dem Thema "Wie entwickeln sich unsere Produkte weiter?" Und das ist natürlich super spannend, weil wir da auch nicht nur auf die Baubranche schauen. Sondern, wenn wir jetzt mal zum Beispiel eine Logistikhalle nehmen, dann ist natürlich auch die Logistikbranche... wie entwickelt sich die? Was passiert da? Da gehen wir viel in Gesprächen mit Kollegen im Vorhinein. Merken natürlich auch unter anderem über das Thema Startups, wo passiert eigentlich gerade was, wo kommen viele Themen auf.

00:21:44: Maximiliane Straub: So doof sich das anhört, so ein gewisses Bauchgefühl dann auch irgendwo. Und dann haben wir eben auf der anderen Seite unsere Produktmanager, die ja letztendlich die Experten und verantwortlich für die einzelnen Produkte sind und auch noch mal sehr nah an den Kundenbedürfnissen dran sind. Und da machen wir dann eben gemeinsame Workshops, um zu schauen, was sind denn jetzt gerade eigentlich so die Themen, auf die wir eingehen wollen.

00:22:05: Wulf: Jetzt gibt es bei euch ein Thema, das ich gerne als Beispiel jetzt zum Abschluss noch mal beleuchten würde: Ihr habt euch sehr stark mit dem Thema Robotik auseinandergesetzt und habt mit dem Startup OKIBO... die ein Malerroboter, oder der kann, glaube ich, sogar mehr... also es ist ein Roboter, für sagen wir mal Oberflächenbehandlung, entwickelt haben. Nehmen uns doch mal mit: Wie kam es zu der Kooperation und wie kam es zu der Idee, dass dann wirklich auf einer Baustelle zu implementieren?

00:22:31: Maximiliane Straub: Also wir haben mit dem Thema Robotik vor circa viereinhalb Jahren gestartet. War tatsächlich ein Thema wirklich aus dem Team OS. Also ein Kollege aus dem Silicon Valley und ich sind das damals angegangen. Wir haben da wirklich mal den Markt gescreent: was gibt es für Lösungen? Wir haben Workshops mit unseren Bauleitern gemacht, um auf der anderen Seite zu schauen, Was sind denn überhaupt Topics auf der Baustelle?

00:22:50: Maximiliane Straub: Was sind denn gerade so die großen Pain Points? Und das dann eben zu matchen und zu schauen, wo finden wir denn da überhaupt eine Möglichkeit zusammenzukommen? Wir haben uns dann verschiedenste Lösungen angeschaut und eine davon war dann OKIBO. Und wir hatten eine Baustelle in Mannheim, die sich bereit erklärt hat, unsere Roboter da zu hosten. Dann mehrere Roboter auf der Baustelle, unter anderem OKIBO. Dann natürlich auch noch unser Nachunternehmer dazu geholt.

00:23:12: Maximiliane Straub: Der Roboter kam dann aus Israel angeflogen, war fast beim Zoll verloren gegangen. Das war eine ganz spannende Angelegenheit. Davor haben wir sogar erst mal eine GK-Wand bei uns selber am Standort in Hirschberg aufgebaut, mitten in unserem Ausstellungsraum. Und haben das erst mal da getestet. Dann sind wir auf die Baustelle einen Tag später. Wir haben den Roboter letztendlich dann auch ins Kellergeschoss bekommen und haben dann erst mal einfach ausprobiert.

00:23:34: Maximiliane Straub: Wollten eigentlich zwei Wochen malern, waren dann aber doch relativ schnell mit dem Keller fertig, haben wir dann festgestellt. Und nachdem dann eben auch unsere Nachunternehmer da tatsächlich sehr, sehr positiv reagiert haben und sehr begeistert waren, weil gerade dadurch, dass diese Technologie sehr regelmäßig ist, man sich halt zum Beispiel auch einen Streichgang sparen kann. Und mit dem positiven Drive sind wir dann tatsächlich in einen neuen Fall reingegangen, weil wir gesagt haben, wir haben dieses Thema, dass wir Parkhausdecken streichen und haben dann gemeinsam mit dem Startup überlegt, wie können wir denn dieses Thema angehen.

00:24:00: Maximiliane Straub: Innerhalb von einem Dreivierteljahr hat das Startup dann den Roboter so weiterentwickelt, dass letztendlich nicht gesprüht, Farbe gesprüht wurde, sondern Farbe gerollt wurde und wir am Ende innen auch auf einer Parkhausbaustelle ihn testen konnten.

00:24:22: Wulf: Wie viel musstet ihr denn in diese Kooperation mit reingeben, um sie zum Erfolg zu führen? Also es hat ja wahrscheinlich nicht alles so Out-of-the-box einfach sofort funktioniert. Wie es das Commitment eurerseits gewesen?

00:24:32: Maximiliane Straub: Wir sind natürlich erst mal organisatorisch viel mit dem Startup in Gespräche gekommen, die Technologie wirklich mal analysieren, das dann intern pitchen, um zu sagen: "Hey, wir würden das gerne machen", die ganzen Kollegen intern abholen. Und am Ende: Die Baustelle läuft weiter. Also was wir auf keinen Fall dürfen, ist die Baustelle irgendwo negativ beeinträchtigen. Das heißt unser Commitment ist da, alles so rumorganisieren, dass die Baustelle keine negativen Folgen hat.

00:24:57: Maximiliane Straub: Genau, das heißt also diese ganze Backoffice-Arbeit, würde ich es mal nennen, diese ganze Organisation mit dem Startup zu schauen, was brauchen wir dann genau? Welche Anforderungen haben wir? Wie kommen wir da hin? Dann auch wirklich den Piloten selber: Wann machen wir den? Mit der Baustelle zu koordinieren... Das haben wir da dann gemacht.

00:25:13: Wulf: Und nach dem offensichtlich erfolgreichen Test, ist es dann sofort jetzt gesetzt bei euch? Also ab jetzt alle Parkhausdecken mit dem Roboter zu streichen oder wie es da die Logik?

00:25:24: Maximiliane Straub: Wir selber beziehen ja die Malerleistung über Nachunternehmen, das heißt wir malern selber nicht. Und das war tatsächlich auch das Spannende in dieser Kooperation. Wirklich dieses Dreieck hinzubekommen. Wir als pushende Fraktion, den Nachunternehmer mitzunehmen und das Startup. Die zu connecten und den Nachunternehmer dazu zu befähigen, dass sie eben zukünftig, wenn benötigt, die Parkhausdecken so streichen können.

00:25:47: Wulf: Also habt ihr auch der Branche was Gutes getan, mit anderen Worten. Und das ganze Innovationsthema nach vorne gebracht. Herzlichen Dank, liebe Maxi, für diese Einblicke, die du uns gewährt hast in die Innovationslandschaft bei GOLDBECK. Ich fand es sehr spannend und es hat mir viel Spaß gemacht, mich mit dir unterhalten zu dürfen.

00:26:01: Maximiliane Straub: Vielen Dank, dass ich da sein durfte.

00:26:09: Sandra: Und Wulf, was können denn nun andere Unternehmen von GOLDBECKs Innovationstätigkeiten lernen?

00:26:15: Wulf: Also ich denke, das erste Learning und das ist jetzt nicht nur auf Innovation bezogen, ist: Mitarbeitende machen ein Unternehmen aus. Das heißt aber auch Mitarbeitende und ihr Mindset machen aus, wie innovativ ein Unternehmen ist. Dementsprechend, ich denke, es ist klar geworden, wie wichtig es ist, eine Kultur der Innovation zu verankern. Und da ist als allererstes das Leadership gefragt.

00:26:35: Wulf: Das hat Vorbildfunktion und muss das wirklich öffentlich unterstützen. In dem Fall, ich glaube, das wird jeder unterschreiben können, der zum Beispiel Jan-Hendrik Goldbeck auf Social Media folgt, der da sehr offen drüber ist, ist es der Fall. Er unterstützt Innovation wirklich aus Überzeugung. Dann: Innovation ist schweißtreibend. Das ist eine ständige Arbeit, das ist nichts, was man einmal macht und dann hat man es, sondern man muss es wirklich als dauerhafte Aufgabe in einem Unternehmen etablieren.

00:26:59: Wulf: Und ganz wichtig, denke ich, ist auch klar geworden aus dem Gespräch: Auch kleine Innovation und Prozessinnovationen sind total wichtig, die berühmten Low-Hanging-Fruits, weil damit kann man dann einfach Erfolge feiern und darüber entsteht dann eben eine Kultur, wo man sich auch an größere Innovationsthemen ran trauen kann, die ja auch scheitern können. Also auch das erfolgreiche Scheitern muss erlaubt sein und muss gelebt werden.

00:27:19: Sandra: Richtig spannend fand ich auch die Information, dass sie Mitarbeiter vor Ort im Silicon Valley beschäftigen. Da fällt mir persönlich kein anderes deutsches Bauunternehmen ein, das so ein Vorgehen machen würde.

00:27:31: Wulf: Ja, das fällt für mich ganz klar in die Kategorie "Sich was trauen", weil das ja, wie du sagst, unüblich ist. Aber gleichzeitig zeigt es einen wichtigen Aspekt, nämlich sich wirklich in Innovationsökosysteme einzubetten, wenn man das Thema Innovation ernst nimmt. Da reicht es dann eben nicht, nur Newsletter zu lesen oder Artikel, sondern man muss vor Ort sein, man muss Netzwerke aufbauen. Und in dem Fall geht es natürlich um Cutting-Edge-Technologien und die Frage: "Wie sind die anwendbar?" Robotik beispielsweise, autonome Fahrzeuge oder ähnliches, die dort im Silicon Valley entstehen. Wie sind die anwendbar auf die Baubranche? Und da ist es dann, denke ich, wirklich gut, so ein Brückenkopf vor Ort zu haben und wirklich mutig. Innovation ist auch Mut am Ende.

00:28:09: Sandra: Was man aber auch hören konnte, dass es auch Herausforderungen gibt, wie bei anderen großen Unternehmen, wahrscheinlich auch, die sehr stark gewachsen sind in den letzten Jahren, dezentrale Strukturen haben, ist es vor allem schwierig, Informationen zwischen den ganzen Abteilungen, die sich mit Innovation auseinandersetzen, zu verteilen und Prozesse zwischen ihnen zu koordinieren.

00:28:30: Wulf: Ja, das ist eine Herausforderung, denke ich. Und da muss man, glaube ich, auch realisieren, dass Innovation, ein Unternehmensprozess wie viele andere ist. Und wenn ein Unternehmen stark wächst, hat auch dieser Prozess Wachstumsschmerzen. Und das erste Wichtige, denke ich, ist es, dass man versteht, den Innovationsprozess zu innovieren, also ihn konstant zu hinterfragen, selbstkritisch zu sein und auch verbessern zu wollen.

00:28:51: Wulf: Dann, das ist, denke ich, auch gut rausgekommen aus unserem Gespräch mit Maxi, ist es wichtig, technische Hilfsmittel zu nutzen. Sie haben ja eine spannende Plattform aufgebaut, wo Sie hinterlegen, wer mit welchen Startups über was gesprochen hat. Denn das ist so ein klassischer Fall, wo in einem großen Unternehmen unterschiedliche Abteilungen vielleicht mit dem gleichen Startup Gespräche führen und nichts voneinander wissen. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten natürlich. Und da ist es wertvoll, wenn man sozusagen diesen Wissenstransfer durchs Unternehmen durch so eine technische Plattform gewährleisten kann und damit die Effizienz des Innovationsprozesses erhöht.

00:29:21: Sandra: Ja, das waren auch wirklich sehr spannende Insights, die wir heute gehört haben. Ich hoffe, dass unsere Zuhörer:innen auch etwas für sich mitnehmen konnten. Mir bleibt noch, mich bei allen zu bedanken, bei unseren Zuhörer:innen, bei unserer Gästin Maxi, bei Dir, Wulf und unseren Kolleginnen, Kollegen, die uns bei dieser Folge tatkräftig unterstützt haben.

00:29:38: Wulf: Ja, und ich darf mich ebenso bedanken bei unserem Zuhören und Zuhörinnen. Und ich darf euch auffordern, wie immer ein Abo da zu lassen auf den üblichen Podcast-Plattformen. Dann natürlich super gerne dort zu kommentieren oder uns eine E-Mail an podcast@z-lab.com zu schicken. Wir freuen uns über euer Feedback und bis zum nächsten Mal.

00:29:56: Sandra: Bis dann! Tschüss!

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