Pinsel adé: Wie Roboter das Malerhandwerk aufmischen
Shownotes
Unsere Moderatorin Sandra May darf im Charlottenburger Innovationszentrum, wo das Startup ConBotics seine Räume hat, einen der ersten Malerroboter überhaupt live bei der Arbeit beobachten. Dort haben Co-Founder Cristian Amaya Gómez und sein Team den Prototypen zu einem fertigen Produkt entwickelt und auf den Markt gebracht. Besonders hervorzuheben sind das geringe Gewicht von nur 130kg und die Modularität, die es ermöglicht, den Roboter in Einzelteilen zu transportieren.
Die Vorteile des Roboters liegen auf der Hand: Er erledigt die Arbeit sehr präzise und mit gleichbleibender Qualität, spart Farbe und schont gleichzeitig die Atemwege der Angestellten, die weniger mit der Farbsprühpistole arbeiten müssen. Der relevanteste Vorteil ist jedoch die gewonnene Zeit für die überlasteten Fachkräfte – denn wie in allen handwerklichen Branchen herrscht auch im Malerhandwerk ein großer Mangel an gut ausgebildeten Personal.
Das Problem des Fachkräftemangels kennt Malermeister Robert Sachs nur zu gut. Als Geschäftsführer eines Malerbetriebs hat er aber Wege gefunden, mit dieser Herausforderung umzugehen. Neben guter Mitarbeiterführung und Ausbildung bietet er seinen Mitarbeitenden diverse Anreize und setzt auf Innovation und Digitalisierung, wie den Einsatz von Malerrobotern. So hat er keine Probleme mehr, Auszubildende und Meister für sein Unternehmen zu gewinnen.
Zusammen diskutieren wir die Frage: Ist der Roboter eine sinnvolle Ergänzung im Kampf gegen den Fachkräftemangel im Malerhandwerk?
Hier findet ihr Infos zu uns und dem Z LAB.
Transkript anzeigen
00:00:00: Sandra: Herzlich willkommen zu unserem Podcast Baustelle Zukunft direkt aus dem Berliner Zeppelin LAB. Wir berichten hier für Euch über Innovation und Digitalisierung in der Baubranche. Ich bin Sandra May Open, Innovation Lead im Z LAB
00:00:24: Wulf: Und mein Name ist Wulf Bickenbach. Ich bin Geschäftsführer im Z LAB.
00:00:26: Sandra: Wulf, das Thema Robotik auf der Baustelle ist natürlich ein sehr zentrales Thema, wenn es um Innovation geht. Deswegen haben wir da auch schon mehrfach darüber gesprochen. Wir hatten ja in der letzten Staffel unseres Podcasts eine komplette Folge zum Thema. Damals haben wir aber festgestellt viele Anwendungen im Bau sind eigentlich noch zu komplex für Robotik.
00:00:45: Wulf: Ja, und tatsächlich muss man konstatieren, dass sich das auch nicht so groß geändert hat. Viele unserer Zuhörerinnen und Zuhörer werden sicher auch immer wieder über so Themen wie einen Maurerroboter oder Ähnliches lesen. Die sind weiterhin im Prototypenstadium, entwickeln sich natürlich weiter, aber sind nicht so richtig in die breite Anwendung gekommen bisher. Wo es aber eine Veränderung gibt, ist in den Ausbaugewerken. Da wird es immer spannender rund um das Thema Robotik.
00:01:07: Sandra: Genau. Eine der häufigen Anwendungsbereiche befindet sich im Malerhandwerk. Aktuell entwickeln dort diverse Unternehmen Roboter. Einige sind schon länger auf dem Markt, andere treten gerade in den Markt ein. Man darf sich den Roboter dabei aber nicht menschenähnlich mit Farbrolle und Farbeimer vorstellen. Er hat zwar einen beweglichen Arm, aber der Großteil dieser Roboter streicht nicht, sondern trägt die Farbe mit dem sogenannten Airless-System auf. Das bedeutet, die Farbe wird im Grunde wie bei einer Farbspritzpistole auf die Wand gespritzt.
00:01:37: Wulf: Das zeigt eigentlich auch schon, warum man in diesem Ausbaugewerk sieht, dass Robotik so Fahrt aufnimmt. Weil die Tätigkeit, die der Roboter da ausführt, bedingt eben keine physische Interaktion mit der Wand. Das macht es auf der einen Seite einfacher, auf der anderen Seite ist es trotzdem nicht trivial, weil ich muss ja zum Beispiel Hindernisse erkennen, will jetzt nicht über eine Tür drüber sprühen oder Ähnliches. Deswegen würde mich mal interessieren, wie wird denn so ein Roboter entwickelt und worauf muss man dabei alles achten?
00:02:02: Sandra: Da hast du Glück, denn das Startup ConBotics, das hat uns Einblick in ihre Entwicklungswerkstatt gegeben und dort konnten wir ein Malerroboter live in Aktion sehen.
00:02:12: Wulf: Wunderbar. Das hört sich super spannend an und bringt uns auch gleich zu unserer heutigen Leitfrage der Folge: Ist der Roboter eine gute Antwort auf den Fachkräftemangel im Malerhandwerk?
00:02:22: Sandra: Und dazu habe ich mit dem Malermeister Robert Sachs aus Berlin gesprochen und mit Cristian Amaya CEO und Co-Founder des Startups ConBotics. Die beiden habe ich am Standort von ConBotics in Berlin Charlottenburg getroffen, wo uns Cristian eine Führung durch die Räume gibt.
00:02:35: Wulf: Na dann hören wir mal rein.
00:02:45: Sandra: Hallo Robert, du bist Malermeister in Berlin. Kannst du dich und deinen Malerbetrieb kurz vorstellen für unsere Zuhörer:innen?
00:02:51: Robert Sachs: Ja, klar. Ich bin Robert Sachs. Bin jetzt 37 Jahre alt, bin seit sieben Jahren selbstständig und habe jetzt den Roboter seit vier Jahren bei mir auf dem Schirm und jetzt schon dreimal persönlich im Einsatz gehabt.
00:03:04: Sandra: Aus unserem Vorgespräch weiß ich, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, Farbe aufzutragen, und du unter anderem auch diese Airless-Spritztechnologie anwendest. Und du hast uns gesagt, das ist etwas, das nicht jeder Maler macht. Warum nutzt du das? Und warum gibt es auch Leute, die das nicht anwenden möchten?
00:03:19: Robert Sachs: Na, bei mir war es so, das habe ich damals schon im Angestelltenverhältnis mitbekommen, dass man generell mit Airless viel erreichen kann, weil wir waren viel auf Messe unterwegs und da hatten wir unendlich viele Quadratmeter neu gebauten Trockenbau, der zu Beschichten war. Am Anfang waren wir da mal da mit sechs, sieben Mann. An "around about", weiß ich nicht, zweieinhalb bis 3000 Quadratmeter, die durchgestrichen werden mussten. Dann haben wir da angefangen, mit Airless zu arbeiten. Zum Schluss waren wir nur noch zwei Personen mit Airless und dann zwei Woche und nicht mehr fünf ind dann waren wir mit der Sache durch. Und da ist eine Airless schon sehr produktiv, was das angeht.
00:03:51: Sandra: Das heißt, man kann da um einiges schneller arbeiten.
00:03:53: Robert Sachs: Ja, absolut.
00:03:54: Sandra: Und der ConBotics-Roboter, der nutzt ja auch diese Technologie. Es gibt aber, wie gesagt auch Maler, die das nicht nutzen wollen. Was sind denn die Nachteile von dieser Technologie?
00:04:02: Robert Sachs: Na ja, es ist halt eine Technologie und wir in Deutschland sind da jetzt nicht so gut aufgestellt, was Digitalisierung angeht und generell Maschinen. Viele Betriebe haben halt Angst davor, dass das Airless-Gerät kaputt geht. Dann muss man es reparieren lassen, dann funktioniert es gerade nicht. Dann ist es der Angestellte, der kann damit nicht umgehen. Dann wird die nicht richtig sauber gemacht, oder... Da gibt es etliche Gründe.
00:04:23: Robert Sachs: Airlessgeräte gibt es, glaube ich, über 50 Jahren mittlerweile. Und du hast in Deutschland immer noch einzelne Betriebe, die es nicht nutzen, weil sie denken, es lohnt sich halt nur für Riesen Flächen. Wenn du mal ein Raum hast oder so, dann sagen viele: "Nee ey, nimm die Rolle. Streiche nur so durch, geht halt besser..." Die kennen es halt nicht anders. Wenn die es kennen würden, dann würden sie wahrscheinlich auch mehr mit Airless zu tun haben.
00:04:43: Sandra: Und gibt es auch so gesundheitliche Nachteile oder ist es eventuell auch unangenehm das zu nutzen und deswegen eigentlich ganz gut, wenn der Roboter das übernimmt?
00:04:52: Robert Sachs: Ja, absolut klar, weil du stehst ja in einem Raum drin, der ist meistens geschlossen oder versuchst den so geschlossen wie möglich zu halten, damit dieser ganze Spritz Staub nicht irgendwo woanders hinzieht. Du kannst eine Maske aufziehen, voll Körperschutz etc. pp. Du hast trotzdem den ganzen Dreck, also die ganze Dispersionsfarbe in den Schleimhäuten, in den Atemwegen. Und das merkst du noch einen Tag später.
00:05:13: Robert Sachs: Also das merkt auch in den Augen, das ist dann immer hier so unten rausläuft, das ist ein bisschen unangenehm. Und wenn du den Roboter hast, der verbraucht weniger Farben, der sprüht genauer, du hast weniger Spritznebel und du hast keine Person direkt im Raum, der jetzt da irgendwie von betroffen ist.
00:05:28: Sandra: Wie ist denn eure Zusammenarbeit, also dein Unternehmen und ConBotics, zustande gekommen? Wie habt ihr euch getroffen und wie sah die in den letzten Jahren aus?
00:05:36: Robert Sachs: Na, das war ganz lustig. Ich habe vor circa vier Jahren eine Mail bekommen von denen, mit einer Anfrage, ob die mal vorbeikommen können. Die haben da ein Projekt, was sie vorstellen können. Dann dachte ich mir: "Ja, was hast du zu verlieren? Schreibst du mal zurück." Dann war ich wohl einer der einzigen, der generell auf diese Mail geantwortet hat. Dann kamen die Jungs bei mir ins Büro, dann haben die ihr Projekt vorgestellt und dann habe ich gleich gesagt: "Okay, mega nice. Support ich, sofern ich kann."
00:05:59: Sandra: Fachkräftemangel ist ja ein Riesenthema im Handwerk, unter anderem auch im Malerhandwerk. Ist es bei dir im Unternehmen auch ein Problem oder hast du ein Weg gefunden, damit gut umzugehen?
00:06:09: Robert Sachs: Für mich persönlich ist Fachkräftemangel kein Problem, weil ich habe mein Betrieb relativ gut aufgestellt. Ich habe eine 34 Stunden Woche. Die Leute haben bei mir alle eine Auto, eine Tankkarte, Parkberechtigungsscheine. Die kriegen ihre 50€-Wertgutscheine über eine Karte, was sie auszahlen lassen können. Ich würde behaupten, denen geht es ganz gut. Ich über Social Media Marketing-Kampagnen starten... Aber trotzdem generell für den Markt haben wir natürlich ein Riesenproblem, was Fachkräfte und Personal angeht.
00:06:33: Robert Sachs: Du kannst nur ganz schwierig heutzutage Leute ausbilden. Also die haben alle gar keinen Bock mehr. Ich verstehs, muss ich ganz ehrlich sagen, die werden saumäßig bezahlt. Die Schule hat einen Standard von 1960 oder weniger, was die da gelehrt bekommen. Die kriegen noch Kopien von der Kopie von der Kopie. Das sieht irre aus. Wirklich! Da siehst du manchmal so Unterrichtsmaterialien und denkst:
00:06:52: Robert Sachs: "Das geht gar nicht. Macht es digital. Wo ist das Problem?" Und du siehst, dass auch größere Firmen immer weiter abbauen, kleinere Firmen schließen, weil die keine Nachfolger mehr finden. Also die können nichts mehr machen. Wenn du dann so einen Support hast wie den Roboter, der dich wirklich unterstützen kann auf Baustelle... Dass dein Personal auch dann wirklich wieder die guten Arbeit machen kann und nicht ständig mit einer Airless da steht.
00:07:13: Robert Sachs: Wer es machen will, soll es machen. Gibt es garantiert Personen die mögen das. Support ich auch. Benutzt Airless, finde ich gut. Aber mir sagen auch viele Leute, die wollen es nicht benutzen, können es nicht. Besonders ältere. Dann lass die die Vorarbeiten erledigen, schick den Roboter rein, drück auf Start und der macht den Rest.
00:07:25: Sandra: Was sind denn deiner Meinung nach die guten Arbeiten? Also die, die dir persönlich Spaß machen und vielleicht auch deinen Mitarbeitern?
00:07:32: Robert Sachs: Ja, mir persönlich, aber bin ich auch ein Einzelfall so ein bisschen, mir macht Abkleben sehr viel Spaß. Also sauber abkleben. Du machst dich halt nicht dreckig, du kannst alles vernünftig schützen und wenn es dann nicht gepasst hat, dann weiß du auch genau, dass du daran schuld warst, wenn so eine Abdeckung wegfliegt.
00:07:45: Sandra: Und die Nachteile, die größten in eurem Handwerk, was am wenigsten Spaß macht, aber vielleicht auch gesundheitlich belastend ist?
00:07:53: Robert Sachs: Zum Beispiel Airless- Geräte, besonders was Farben, Dispersionsfarben angeht. Da Dispersionsfarben viel Mikroplastik drin haben, Lösungsmittel, Weichmacher, ist es generell schon mal sehr ungesund. Ich meine, gibt es Alternativen dafür, aber das ist ein anderes Thema. Das ist ein Risiko, was nicht Spaß macht. Und wenn du die ganze Zeit mit so einem Airless-Gerät da stehst und den Hahn drückst, das zieht halt auch tierisch im Unterarm. Auch, wenn du dann Decken spritzt mit Verlängerung und das Ding hälst... Es macht einfach auf Dauer keinen Spaß. Wenn du mal einen Raum spritz oder zwei, ist es total geil, weil du wirst echt schnell fertig.
00:08:23: Robert Sachs: Aber wenn du dann mal am Tag, weiß ich nicht, zwei, drei Wohnungen durchballern musst, hast du kein Bock drauf.
00:08:28: Sandra: Du hast ja schon mit dem Roboter gearbeitet. Ist der Roboter, so stellt man sich das ja normalerweise vor, ist der schneller als der Mensch? Wo liegen dann die Vorteile in der Zusammenarbeit?
00:08:36: Robert Sachs: Der von ConBotics jetzt direkt... Der kommt ja gerade jetzt aus der... Das sind ja die Prototypen. Und der geht ja jetzt gerade aus der Entwicklung auf dem Markt. Also der hat noch eine Menge Potenzial nach oben. Muss man ganz klar sagen. Momentan ist der Mensch natürlich noch schneller. Aber wie gesagt, wir haben halt Probleme, wir haben Fachkräftemangel, du hast weniger Farbverbrauch mit dem Roboter, du hast einen höheren Gesundheitsschutz mit dem Roboter und du sparst dir einfach die Zeit, die du in diesem Raum stehst.
00:09:03: Sandra: Das heißt, der Roboter ist deiner Meinung nach die Antwort auf den Fachkräftemangel im Malerhandwerk und warum?
00:09:10: Robert Sachs: Na ja, die komplette Antwort ist es nicht, weil wir haben ja noch mehrere Themen im Malerhandwerk. Wir machen da, machen ja nicht nur Räume weiß, wir tapezieren, wir spachteln. Aber für diese Standardarbeiten, was Streicharbeiten in Bürokomplexen, Kaufhallen, Wohnungsbau angeht, ist das die absolute Alternative. Weil du findest halt kaum noch Leute und das geht dann einfach nur über Robotik letztendlich.
00:09:34: Sandra: Ok, dankeschön für diesen Einblick ins Malerhandwerk. Wir gehen jetzt weiter und sprechen noch mit Cristian, der uns den Roboter und seine Räumlichkeiten des Unternehmens vorstellen wird. Punkt.
00:09:43: Robert Sachs: Punkt. Danke!
00:09:56: Sandra: Hi Cristian.
00:09:57: Cristian Amaya: Hi.
00:09:58: Sandra: Du und deine Mitgründer, ihr habt euch im Fraunhofer IPK getroffen, habt da zusammengearbeitet, habt verschiedene Roboter als Prototypen getestet und habt dann entschlossen, euer eigenes Unternehmen zu gründen, weil ihr gerne einen Roboter entwickeln wolltet, der tatsächlich auch im Markt und im Handwerk genutzt wird. Habt dann ein Malerroboter unter dem Startup-Namen ConBotics entwickelt, der jetzt im April diesen Jahres die Markteinführung haben wird.
00:10:22: Sandra: Erst mal herzlichen Glückwunsch dazu! Ein Riesenmeilenstein. Und wir besuchen euch heute im Charlottenburger Innovationszentrum und würden uns super freuen, wenn du uns ein bisschen rumführst, die Räumlichkeiten zeigst und tatsächlich zeigst, wo der Roboter entwickelt wird.
00:10:36: Cristian Amaya: Ja, sehr gerne. Wir können anfangen. Es gibt interessante Räume. Einmal ist das die Werkstatt, dann das Labor. Wir können jetzt mal bei der Werkstatt anfangen, da werden die Roboter tatsächlich gebaut. Hier sind ein paar von meinen Kollegen auch dabei. Da ist auch David, Jonathan, Vincent. Alle am arbeiten, weil wir gerade unsere neue Null-Serie sozusagen für den Markt vorbereiten. Das alles zusammenbauen, auch den Messestand. Es kommen einige Überraschungen für die Wettbewerber.
00:11:07: Sandra: Was unsere Hörer:innen gerade nicht sehen, ist: Deine Kollegen stehen tatsächlich hier an eurem Robotermodell und schrauben verschiedene Dinge zusammen, setzen Kabel ein. Kannst du uns ein bisschen erklären, was hier passiert?
00:11:19: Cristian Amaya: Zum Beispiel, was man hier sieht bei Jonathan: Der ist gerade dabei, den ganzen Roboterarm vorzubereiten, weil das ist unsere Kernstück. Das unterscheidet uns vor allem von den Wettbewerbern. Das ist der weltweit leichteste Malerroboter, den es gibt. Das alles gehört dazu, dass der Roboterarm seine Länge mit seinem Gewicht, das alles schafft. Und dann sieht man noch unten, alles noch frei, noch zu verkabeln: Die mobile Plattform. Da ist noch hinten David dabei das alles vorzubereiten.
00:11:47: Sandra: Und die Software nutzt ja auch künstliche Intelligenz.
00:11:51: Cristian Amaya: Genau. Wir sehen hier zwei Kameras, eine Links und eine rechts. Und mit den Kameras sieht der Roboter in die Zukunft sozusagen, was dazukommt: Fenster, Türen usw. Und das wird durch KI ermittelt, ob es ein Fenster ist oder eine Tür usw.
00:12:09: Sandra: Und der Zweck davon ist, dass der Roboter dann dort wo das Fenster ist, nicht die Farbe versprüht, um Farbe zu sparen. Weil abgeklebt werden muss ja trotzdem noch. Der Roboter wird wahrscheinlich nicht so genau sein, dass er Kantengenau unterscheiden kann zwischen Fenster und Wand. Aber der Zweck ist, die Farbe einzusparen.
00:12:25: Cristian Amaya: Genau, die Farbe zu sparen, weil sonst würde man auf die Folie sprühen und das wäre ja auch voll viel. Das würde auch runterlaufen usw. Es gibt andere, die das zum Beispiel sehr aufwendig machen. Dann muss man eintragen manuell wo ein Fenster, wo eine Tür ist. Das macht den Prozess sehr aufwendig und wir fokussieren uns auf drei Grundwerte. Von Anfang an wollten wir auch durch Interviews mit den Malern, mit der Malerinnung, Handwerkskammer...
00:12:51: Cristian Amaya: Das muss drei Kriterien haben: einmal leicht, modular - modular, weil man ihn irgendwie transportieren muss, und einfach zu bedienen. Weil im Gegensatz zu unserem Wettbewerber, die sagen, man muss zum Beispiel Malertechniker oder Malertroniker werden. Das finden wir eigentlich irrelevant, weil der Maler von heute soll das Ding bedienen und das soll deswegen so einfach wie möglich sein. Und da hilft die KI dabei, das einfach alles zu erkennen, dass es so benutzerfreundlich ist, wie möglich.
00:13:24: Sandra: Und die leichte modulare Bauweise: Wie genau kann man sich das vorstellen? Also nehmen wir mal an, der Roboter muss jetzt in die zweite Etage von einem Gebäude geschafft werden. Wie geht das vonstatten, wie kommt er dahin?
00:13:36: Cristian Amaya: Tatsächlich sehen wir auch hier, leider die Zuhörer nicht: Einmal haben wir hier zum Beispiel den Roboterarm. Den kann man auch heben. Einmal von hier und einmal von da. Das geht zu zweit. Und dann haben wir noch hier die mobile Plattform, die hat Tragegriffe. Das kann man noch ganz gut heben. Das geht mega schnell, mit Schnellspanner auseinanderzubauen. Innerhalb einer Minute habe ich den Roboter auseinandergebaut.
00:14:01: Sandra: Das heißt, ich setze den Roboter in vier Teile auseinander und dann können die einzelnen Teile in die Gebäude getragen werden.
00:14:07: Cristian Amaya: Genau, die mobile Plattform wiegt 60 Kilo. Das ist nicht, das man sagt: Ja, ich will gerne 60 Kilo tragen, aber es ist machbar. Und vor allem auf der Baustelle ist es manchmal notwendig. Manchmal gibt es überhaupt kein Boden. Das ist uns schon passiert in Pilotprojekten, dass wir nicht mal in den Raum kommen konnten, weil man muss den Roboter irgendwie tragen.
00:14:28: Sandra: Und das unterscheidet euch auch von der Konkurrenz, dass der im Grunde in Einzelteile zersetzt werden kann, die einzeln nicht so viel wiegen, wie die anderen gesamten Roboter.
00:14:38: Cristian Amaya: Ja, genau. Die anderen Roboter wiegen mehr als eine halbe Tonne und unsere Roboter insgesamt 130 und in Teilen 60 Kilo. Der schwerste Teil, das ist die mobile Plattform.
00:14:49: Sandra: Und wie genau wird dieser Roboter bedient?
00:14:52: Cristian Amaya: Einmal mit dem Playstation-Controller. Das lieben die Maler auch. Das Testen wir auch eher für die manuelle Bedienung, damit ich auf die Baustelle fahren kann. Wie man dann tatsächlich die Information gibt für den Roboter im Raum, ist mit einem Tablet. Dann haben wir gerade eine App entwickelt, mit der man den Raum zeichnen kann, aber dafür braucht man keine Maße.
00:15:15: Cristian Amaya: Man muss so wie, ich sage immer wie in Paint, einfach so einen Grundriss zeichnen. Ungefähr wie der Raum aussieht, damit der Roboter weiß, welche ist die nächste Kante, die jetzt kommt. Aber dann können wir tatsächlich in das Labor gehen. Da gibt es noch mehr zu sehen.
00:15:31: Sandra: Super.
00:15:33: Cristian Amaya: Hier müssen wir erst mal anklopfen, manchmal ist der Roboter genau da.
00:15:37: Sandra: Und würde Farbe sprühen und wir würden in den Farbnebel laufen.
00:15:41: Cristian Amaya: Genau. Das ist nicht so gut. Hier ist Rosh gerade beim Testen. Genau, da sehen wir auch unseren Prototypen. Denn ganz alten und das ist der Entwicklungsroboter. Deswegen auch voll verkabelt und mit verschiedenen Sachen... Da testen wir alles, was wir probieren möchten. Rosh bereitet gerade den Roboter vor. Die Akkus hier vorne nur anmachen, dann ist alles bereit. Der Computer vom Roboter fährt einfach hoch und bereitet sozusagen das Ganze vor.
00:16:11: Cristian Amaya: Was sehen wir hier zum testen? Tatsächlich ein Fenster hier einfach ausgedruckt für die KI. Damit wir auch die Genauigkeit testen und auch die Tür wird auch sehr viel getestet. Auch die Raumhöhe, die Deckenhöhe, damit der es automatisch erkennt, das wird auch ziemlich bald...
00:16:26: Sandra: Streicht ihr hier tatsächlich auch im Labor oder ist wie so ein Leerlauf, ein Leertest?
00:16:30: Cristian Amaya: Genau, hier ist es ein Leerlauf. Wenn wir Spritzversuche machen, dann gehen wir in die Tiefgarage. Dank dem Charlottenburger Innovation Center... Die haben uns erlaubt, in der Tiefgarage einfach immer wieder zu spritzen. Jetzt fängt der Roboter an, was er gerade macht... der Arm bewegt sich so langsam... Erstmal muss er sich orientieren, wo er ist. Jetzt leuchtet der grün. Das bedeutet er ist ready. Und dann fängt es an!
00:16:56: Sandra: Ah, also wir sehen jetzt, wie der Roboter sich langsam mit den Rädern fortbewegt und an der Wand entlang fährt.
00:17:02: Cristian Amaya: Genau. Und das tatsächlich, was er gleichzeitig macht: Mit den Kameras scannt er schon die linke Seite, damit er sieht, was hier kommen wird.
00:17:12: Sandra: Auf der linken Seite befindet sich das Fenster bzw das Plakat von einem Fenster und die Tür.
00:17:20: Cristian Amaya: Genau. Und jetzt hat er sozusagen vorgescannt.
00:17:23: Sandra: Und jetzt fährt er wieder zurück.
00:17:24: Cristian Amaya: Fährt zurück und will die Ecke sozusagen suchen, damit er sozusagen da anfängt.
00:17:31: Sandra: Er beginnt an der Ecke.
00:17:33: Cristian Amaya: Und jetzt fährt er den Roboterarm runter.
00:17:41: Sandra: Der Roboterarm geht jetzt bis knapp über den Boden und würde jetzt anfangen zu sprayen. Man kann es hören, wie er jetzt nach oben fährt und bis in die Ecke unter der Decke sprühen würde. Dann geht er ein paar Zentimeter weiter nach drüben und geht wieder nach unten. Und so geht das jetzt wahrscheinlich eine Weile weiter.
00:18:01: Cristian Amaya: Genau, Wie ich immer sage. So die erste zwei, drei Bahnen, die er fährt, sind spannend.
00:18:09: Sandra: Dann ist es immer das gleiche. Und wenn der die Ecke erreichen würde vom Raum, könnte er auch selbstständig wechseln und würde quasi den ganzen Raum, alle Wände alleine abfahren.
00:18:20: Cristian Amaya: Genau das ist sozusagen... Dafür brauchen wir diesen kleinen Grundriss davor. Also das ist wie ein Seil zu werfen nach der nächste Kante.
00:18:28: Sandra: Ist denn der Roboter schneller als der Mensch oder ist der Mensch aktuell zumindest in Schnelligkeit noch überlegen? Und was sind deiner Meinung nach die Vorteile vom Roboter?
00:18:39: Cristian Amaya: Das ist tatsächlich eine wichtige Frage und eine Frage, die viele sich stellen, wenn man Maschinen sieht, weil man denkt, die Maschine muss immer schneller sein. Aber ich mache das Beispiel immer mit der Spülmaschine. Weil ich kann die Teller abwaschen, die ich in eine Spülmaschine mache innerhalb von zehn Minuten und brauche aber selbst zwei Stunden. Der Vorteil: Sie macht das automatisch. Und genau so ist es mit dem Roboter.
00:19:03: Cristian Amaya: Ich lasse ihn arbeiten, während ich schon den nächsten Raum vorbereitet. Da ist die Geschwindigkeit überhaupt nicht relevant. Aber wenn man das trotzdem vergleicht, ist der Mensch natürlich ein bisschen schneller. Wir haben mit Robert tatsächlich auch Versuche gemacht. Das war mit unserem alten Prototyp, aber trotzdem war er schon, ich würde sagen, 20 % schneller.
00:19:23: Sandra: Robert?
00:19:24: Cristian Amaya: Robert. Nur natürlich irgendwann ist der Mensch müde. Weil du musst die ganze Zeit mit dem Gelenk und so arbeiten. Das ist auch ziemlich mühsam. Und das zweite ist die Qualität. Der Roboter hat immer den gleiche Abstand zu Wand. Was der Mensch nicht macht. Der Menschen ändert den Abstand und dabei entsteht viel Sprühnebel, verbraucht viel mehr Material und man hat eine schlechtere Qualität, die man manchmal nachbessern muss. Bei dem Roboter gibt es halt eine sehr gleichbleibende Qualität.
00:19:56: Sandra: Ja, ihr habt ja jetzt bald den Riesen Meilenstein Markteinführung geschafft. Wo soll es denn für euch in Zukunft danach hingehen? Was sind eure Ziele?
00:20:04: Cristian Amaya: Tatsächlich, die Ziele jetzt... Nach der Markteinführung fangen wir viele Projekte an. Jetzt kündigen wir auch unsere Mietmodell an, wieviel der Roboter Kosten wird und wie man sich das alles für sein eigenes Projekt holen kann. Es geht erst mal, darum Umsatz zu generieren. Auch potenziellen Investoren zu zeigen, dass das läuft und das unsere Konzept eigentlich das beste vom Markt ist. Und dann kommt der nächste Produkt, tatsächlich schon.
00:20:30: Cristian Amaya: Wir sind zusammen mit einem Unternehmen, das heißt Triflex, und da machen wir Bodenbeschichtung. Da werden wir anfangen die ersten Prototypen zu entwickeln für die Bodenbeschichtung.
00:20:39: Sandra: Ja, vielen Dank für das sehr spannende Gespräch und für die Vorführung des Roboters, der hier im Hintergrund immer noch fleißig weiter sprayt ohne Farbe, aber zumindest zeigt, was er theoretisch könnte. Und euch noch viel Erfolg für die Messe, für die Markteinführung und die nächsten Meilensteine.
00:20:57: Cristian Amaya: Vielen Dank für den Besuch, freut mich.
00:20:59: Sandra: Danke.
00:21:05: Wulf: Sandra, ich fand schon beeindruckend, in eurem Gespräch zu hören, welche Rolle Technologien wie Robotik eigentlich spielen können, um die Arbeitswelt im Malerhandwerk ganz konkret zu modernisieren.
00:21:15: Sandra: Ja, das Gespräch mit Robert, das hat ja auch ganz eindrücklich gezeigt, dass es zum Bespiel auch möglich ist, Fachkräfte zu finden, auch in hart umkämpften Branchen wie dem Malerhandwerk. Wenn man den Mitarbeitenden etwas bietet und sich das Unternehmen aktiv mit Digitalisierung und Innovation auseinandersetzt.
00:21:31: Wulf: Jetzt haben wir ja auch gelernt, dass der Roboter erst mal nicht schneller als der Mensch arbeitet. Ganz im Gegenteil. Und dann habe ich mich gefragt, wenn ich so darüber nachdenke, stelle ich mir eigentlich selber die richtigen Fragen. wenn ich das Potenzial von Robotern bewerte?
00:21:45: Sandra: Ja, genau, in die Falle bin ich auch reingetappt. Aber das Beispiel, das uns Cristian gebracht hat mit der Spülmaschine, das zeigt natürlich eingängig: Es ist gar nicht so wichtig, dass der Roboter schneller ist als der Mensch, sondern was viel, viel wichtiger ist, ist, dass der Roboter dem Handwerker oder den Handwerkerinnen Zeiten freimacht, in denen sie sich auf andere Themen konzentrieren können und dort neue Potenziale schaffen können.
00:22:08: Wulf: Jetzt ist es ja auch so, dass trotz des Erfolges dieser diversen Startups in dem Bereich, Roboter noch nicht auf allen Baustellen verbreitet sind und vielleicht gibt es da auch Hemmnisse. Was hast du denn mitgenommen zu dem Thema "Interaktion zwischen Mensch und Maschine" und wie man den Leuten das einfach machen kann, mit so einem Roboter auf der Baustelle zusammenzuarbeiten.
00:22:27: Sandra: Ja, genau. Es ist sehr, sehr wichtig, dass Energie in die Themen "Anwendbarkeit" und "Nutzerfreundlichkeit" von so einem Roboter gesteckt werden. Das haben wir ja auch gesehen, wie viel Zeit und Liebe, möchte ich sagen, ConBotics da reingesteckt haben. Der Roboter war wirklich sehr einfach zu bedienen. Man musste einfach auf dem Tablet den Grundriss einzeichnen, mit ganz einfachen und simplen Mitteln, und dann ist der Roboter quasi von alleine losgefahren und hat den Rest gemacht. Und ich glaube, das ist wirklich sehr, sehr wichtig, um Nutzer:innen, die noch nicht in Kontakt mit solchen Technologien waren, einen einfachen Einstieg zu ermöglichen und die Barrieren für sie zu senken.
00:23:02: Wulf: Als Fazit können wir sicher ziehen in Bezug auf unsere Leitfrage: Ja, Robotik hat definitiv das Potenzial, den Fachkräftemangel im Malerhandwerk zu bekämpfen. Und was ich noch mitgenommen habe von unserem Besuch vor Ort: Es war mal wieder wirklich beeindruckend, in was für ein tolles Innovationsökosystem ConBotics dort eingebettet ist. Das ist eine Ausgründung aus der Wissenschaft und es gibt da echt viele Angebote immer wieder, um mit solchen Startups in Kontakt zu kommen. Darüber haben sich auch Robert und ConBotics kennengelernt und ich denke, wie man an der Geschichte der beiden sieht, kann man dazu eigentlich nur auffordern, diese Angebote zu nutzen. Denn es ist eben eigentlich immer zum beiderseitigen Vorteil.
00:23:41: Sandra: Ja, stimmt und das ist ein ganz wichtiger Appell. Wulf, dankeschön dafür. Danke auch an unsere Gäste für die spannenden Interviews und Einblicke und an unsere Zuhörer:innen. Wir freuen uns auch, wenn ihr beim nächsten Mal wieder dabei seid, wenn wir uns Innovation und Digitalisierung in der Baubranche anschauen.
00:23:57: Wulf: Und ich darf mich noch bedanken beim Team hinter dem Podcast und euch gerne dazu auffordern: Abonniert den Podcast auf den gängigen Plattformen, lasst uns dort gerne einen Kommentar zu dieser Folge da oder schreibt uns an podcast@z-lab.com. Bis zum nächsten Mal.
00:24:12: Sandra: Tschüss! Bis in zwei Wochen.
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