Ausbildung am Bau – Fundament der Zukunft?
Shownotes
Fachkräftemangel in der Baubranche. Kein neues Thema – aber ein ziemlich drängendes. Fast die Hälfte aller Ausbildungsplätze bleibt unbesetzt und viele Azubis brechen frühzeitig wieder ab. Woran liegt das? Und was lässt sich dagegen tun?
In dieser Folge sprechen Sandra und Wulf über Ansätze, die zeigen: Ausbildung im Bau kann auch anders aussehen – moderner, praxisnsaher und motivierender.
Lena, angehende Maurerin, berichtet offen über ihre Ausbildung: über das, was sie motiviert, ihre Arbeit, das Teamgefühl, die Abwechslung – aber auch über Herausforderungen im Alltag. Besonders profitiert sie von einem innovativen Konzept ihres Ausbildungsbetriebs: der Junior-Baustelle. Eine Baustelle, auf der Azubis selbstständig arbeiten, Verantwortung übernehmen und aus Fehlern lernen können.
Die Idee stammt von Michael Hauphoff, Geschäftsführer des gleichnamigen Bauunternehmens. Inspiriert wurde er von einem befreundeten Friseur, der jungen Talenten mit einer „Lehrlingsfiliale“ Verantwortung übertragen hat. Michael überträgt dieses Prinzip auf den Bau – mit Erfolg. Seine Offenheit gegenüber neuen Ansätzen zeigt: Wer sich traut, Ausbildung neu zu denken, gewinnt motivierte Nachwuchskräfte.
Auch Harald Kopececk, Geschäftsführer der BAUAkademie BWZ Oberösterreich, setzt auf Innovation. Mit der digitalen Plattform E-Baulehre will er Auszubildenden ortsunabhängigen, modernen Zugang zu Lerninhalten bieten.
Deshalb gehen wir in der Folge der Frage auf den Grund: Können digitale Lernplattformen und praxisnahe Projekte die Ausbildung in der Baubranche attraktiver machen?
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00:00:00: Sandra: Hallo und herzlich willkommen zu “Baustelle Zukunft”, dem Podcast über Innovation in der Baubranche aus dem Zeppelin Lab in Berlin. Ich bin Sandra May, Open Innovation Lead.
00:00:17: Wulf: Und mein Name ist Wulf Bickenbach. Ich bin Geschäftsführer des Z LAB.
00:00:20: Sandra: Heute sprechen wir über das wichtige Thema Ausbildung in der Baubranche. Unter anderem, wie Digitalisierung die Ausbildung fördert, wie Unternehmen es schaffen, gegen den Trend der Nachwuchsprobleme anzukommen und wir finden heraus, was eine innovative Friseurakademie damit zu tun hat.
00:00:33: Wulf: Ja, dass die Baubranche unter Fachkräftemangel leidet, das ist ja nun wirklich kein Geheimnis. Die letzten Zahlen, die ich kenne, sind aus 2020 und da fehlten über 50.000 Fachkräfte in der Branche. Das betrifft dann insbesondere so Bereiche wie Bauelektrik oder Sanitär, Heizung und Klimatechnik.
00:00:50: Sandra: Genau. Und deswegen ist es ein großes Problem, dass in der Baubranche fast die Hälfte der Betriebe nicht ihre Ausbildungsplätze komplett besetzen können und wenn sie Auszubildende finden, dann wiederum fast 30 % ihre Ausbildung frühzeitig abbrechen.
00:01:04: Wulf: Ja, was dann ja häufig leider gemacht wird, ist, dass die Motivation der jungen Generation in Frage gestellt wird. Aber gleichzeitig gibt es ja Unternehmen, wo das Ganze richtig gut funktioniert und auch viel besser als in anderen Unternehmen.
00:01:17: Sandra: Genau. Und von diesen Unternehmen möchten wir heute lernen und stellen uns deshalb die Frage: Können digitale Lernplattformen und praxisnahe Projekte die Ausbildung in der Baubranche attraktiver machen? Dafür stellen wir zwei Ansätze vor: Zum einen die fortschrittliche Junior-Baustelle des deutschen Bauunternehmens Hauphoff und zum anderen die digitale Lernplattform E-Baulehre aus Österreich.
00:01:38: Wulf: Das hört sich doch super spannend an. Dann lass uns mal reinhören.
00:01:47: Sandra: Ich befinde mich heute in Verl, in einer Kleinstadt in der Nähe von Bielefeld, auf der Baustelle von einem Mehrfamilienhaus. Es ist jetzt nicht der allerschönste Tag, man kann das wahrscheinlich hören im Hintergrund, es plätschert ganz viel. Es regnet schon seit Stunden durch. Nichtsdestotrotz hat sich der Ausflug total gelohnt, denn das ist eine wirklich spannende Baustelle, denn ich befinde mich auf der Junior-Baustelle des lokalen Bauunternehmens Hauphoff und ich treffe mich heute hier mit Lena Rodenjohannshenrich. Sie ist auszubildende Maurerin und ist hier auf dieser Baustelle beschäftigt.
00:02:20: Sandra: Lena, kannst du uns mal erzählen, was ist das Besondere hier an der Baustelle?
00:02:25: Lena: Genau. Das Besondere an dieser Baustelle ist, dass hier fast nur Azubis oder frisch ausgelernte Gesellen arbeiten unter der Führung einer jungen Meisterin. Die ist gerade 24, hat nach der Ausbildung ihren Meistertitel gemacht und leitet uns jetzt hier an.
00:02:39: Sandra: Spannend! Und in welcher Bauphase befinden wir uns?
00:02:42: Lena: Wir sind gerade dabei, das erste Obergeschoss zu mauern, da kommt dann noch eine Decke drauf. Das ist dann mit Flachdach das Haus und dann sind wir auch schon fertig.
00:02:49: Sandra: Und das ist ja etwas, was man nicht jeden Tag hört. Eine Baustelle, die vor allem von Auszubildenden und Junggesell:innen durchgeführt wird. Ist das auch für dich was Besonderes, womit du vielleicht auch nicht gerechnet hast, als du deine Ausbildung angefangen hast?
00:03:04: Lena: Ja, auf jeden Fall. Es gibt ja so den stereotypischen Azubi auf dem Bau, der die ganze Zeit nur fegt und das ist hier natürlich gar nicht so. Also man muss auch auf jeden Fall selber Verantwortung übernehmen, gucken, dass der Vorarbeiter in dem Sinne die Ziele erreicht, die von der Bauleitung vorgegeben wurden und das ist dann schon was Anderes.
00:03:20: Sandra: Und wie viele Auszubildende sind hier beschäftigt?
00:03:24: Das ist immer unterschiedlich, dadurch, dass wir in der Schule und in der überbetrieblichen Ausbildung immer Blockunterricht haben. Das wechselt, aber meistens 2 bis 3 Auszubildende.
00:03:34: Sandra: Und wie sieht so ein typischer Tag für euch aus? Beziehungsweise: Wie arbeitet ihr zusammen?
00:03:38: Lena: Genau. Also ich komme morgens auf die Baustelle, da wird erst gesagt, wer welche Arbeiten übernimmt. Wenn man jetzt natürlich am Tag vorher seine Aufgabe nicht fertig gemacht hat, ist auch klar, dass man das erst noch zu Ende macht. Und dann organisieren wir uns relativ selbstständig. Also wenn gesagt wird, die Wand soll heute fertig werden, dann machen wir das.
00:03:58: Sandra: Kannst du uns von einer Herausforderungen auf dieser Baustelle erzählen, die ihr gemeinsam überwunden habt?
00:04:05: Lena: Also es gibt immer wieder kleine Herausforderungen, sag ich mal, wenn schwierige Stellen sind. Was mir so spontan einfällt, wäre, als wir hier die Decke vom Erdgeschoss betoniert haben, habe ich mit meinem Kollegen in der Ausbildung an einer Stelle die Schalung nicht richtig festgemacht und dann hat das während der Beton da flüssig drin war schon so geknackt. Und dann hat schnell die Meisterin das aber alles stabilisiert und dann musste ich mit dem Azubi-Kollegen alleine irgendwie die Decke betonieren. Aber das haben wir so gewuppt. Hat alles gehalten, im Endeffekt.
00:04:35: Sandra: Lena, warum hast du dich denn für eine Ausbildung in der Baubranche entschieden?
00:04:39: Lena: Weil ich es eben so cool fand, dass man sieht, was man schafft. Ich habe vorher schon eine Ausbildung im Labor-Bereich gemacht, da war dieser Effekt nicht so da. Aber hier komme ich morgens hin, dann ist da vielleicht eine leere Betonplatte und abends gehe ich. Und dann stehen da schon ein paar Wände. Das finde ich super.
00:04:54: Sandra: Ja, das kann ich mir vorstellen. Und am Ende, wenn die Baustelle fertig ist, habt ihr ein ganzes Gebäude irgendwie fast in Eigenregie umgesetzt. Das ist natürlich super beeindruckend. Was macht dir denn daneben noch besonders viel Spaß in deiner Ausbildung?
00:05:08: Lena: Auf jeden Fall, dass es abwechslungsreich ist. Also man macht nie jeden Tag das Gleiche. Klar, die groben Abläufe von einer Baustelle sind immer gleich: Fängt mit dem Keller an und hört mit einer Decke auf. Aber jedes Gebäude ist unterschiedlich. Da sind immer andere Stellen, die irgendwie knifflig sind.
00:05:24: Sandra: Und wie hat sich auch im Zuge der Ausbildung dein Bild von der Arbeit auf der Baustelle gewandelt? Also hattest du vielleicht bestimmte Bilder im Kopf, Stereotypen im Kopf, bevor du angefangen hast, von denen du sagst, das trifft eigentlich gar nicht auf meine Ausbildung zu? Oder vielleicht sogar doch?
00:05:40: Lena: Ich sage jetzt mal so Stereotyp Baustelle, dumme Sprüche und den ganzen Tag Bier trinken, das trifft gar nicht zu! Das mit dem Biertrinken war mir auch vorher klar, dass das jetzt nicht mehr der Fall ist. Aber man kriegt auch keine dummen Sprüche. Der Umgang ist jetzt nicht so rabiat, wie die meisten vielleicht denken und es ist auch gar nicht so, dass ich den ganzen Tag fege oder so. Also, hier nimmt auch mal ein Vorarbeiter den Besen in die Hand und fegt den Dreck weg.
00:06:02: Sandra: Hattest du auch Zweifel, als du überlegt hast, die Ausbildung anzufangen?
00:06:07: Lena: Ich selber so direkt nicht. Es gab Leute, die gesagt haben: “Meinst du, du schaffst das körperlich?” Meine Eltern würden jetzt aber sagen: “Die macht eh, was sie will.” Von daher habe ich eh gemacht, was ich will. Da konnte mich auch eigentlich keiner aufhalten.
00:06:20: Sandra: Ja, was würdest du anderen jungen Menschen raten, die es in Erwägung ziehen, eine Ausbildung in der Baubranche zu machen?
00:06:25: Lena: Eigentlich einfach machen. Also ich würde jetzt sagen, Handwerker sind Leute, die was machen und schaffen. Und da gibt es eigentlich nichts, was dagegen spricht.
00:06:32: Sandra: Ja, super, das klingt wirklich sehr spannend und ich freue mich jetzt noch mit Michael Hauphoff, eurem Geschäftsführer, zu sprechen, der dieses Projekt Junior-Baustelle ins Leben gerufen hat, und mehr von ihm über die Hintergründe zu erfahren, wie man als Geschäftsführung auch auf das Thema Bauausbildung blickt. Dankeschön Lena, hat mich sehr gefreut!
00:06:52: Lena: Gerne, Danke auch!
00:07:00: Sandra: Ich spreche mit Michael Hauphoff, dem Geschäftsführer, der sich intensiv für Verbesserungen der Bauausbildung eingesetzt hat und dafür auch schon für sein Engagement ausgezeichnet wurde. Hallo Michael.
00:07:10: Michael Hauphoff: Hallo.
00:07:11: Sandra: Freut mich sehr, dass ihr uns in eurem Hauptquartier begrüßt.
00:07:16: Michael Hauphoff: Ja, wir haben ja auch nur das eine Quartier. Wir sind ja noch recht klein und überschaubar.
00:07:22: Sandra: Habt ihr denn Probleme, Auszubildende zu finden? Das ist ja das Bild, was man so aus der Baubranche kennt und häufig hört, dass es eine Branche ist, in der es wirklich schwierig ist, an neue Fachkräfte ranzukommen und natürlich auch Auszubildende zu finden.
00:07:35: Michael Hauphoff: Ja, also wir haben das Problem im Moment nicht. Wir sind 2022 schon mal ausgezeichnet worden zum besten Ausbildungsbetrieb. Wir sind eigentlich in den vergangenen Jahren da immer echt gut durchs Loch gekommen. Wir haben jedes Jahr drei bis vier Auszubildende bekommen. Jedes Jahr auch eine weibliche Auszubildende für den gewerblichen Part. Ja, wir sind ein bisschen konträr der Masse unterwegs.
00:07:58: Sandra: Was macht ihr denn anders?
00:08:00: Michael Hauphoff: Ich selber, wenn ich mal ganz vorne anfange, habe damals eine sehr gute handwerkliche Ausbildung genossen und hatte mir das immer so als Ziel gesetzt. Und für mich war es halt immer wichtig, wenn bei mir jemand eine Ausbildung durchläuft, dass er am Ende der drei Jahre halt auch wirklich ein Facharbeiter oder eine Facharbeiterin ist und rein theoretisch sein eigenes Einfamilienhaus bauen könnte.
00:08:20: Sandra: Als jemand, der natürlich nicht selber in einem Bauunternehmen arbeitet, finde ich, dass es auch ein total nachvollziehbares Ziel, dass man natürlich am Ende von der Bauausbildung ein Haus bauen sollte. Ist es denn in anderen Betrieben oder vielleicht im Standard der Bauausbildung nicht so, dass man am Ende der Bauausbildung so weit ist, dass man sein eigenes Haus bauen könnte?
00:08:39: Michael Hauphoff: Also ich glaube, bei vielen ist das nicht gegeben. Das sehen wir auch häufig, wenn wir junge Gesellen von anderen Firmen übernehmen, dass das doch noch nicht so weit ist. Wir haben uns mittlerweile auf die Fahne geschrieben, dass wir eigentlich nach einem eigenen Rahmenlehrplan arbeiten wollen. Ich möchte einfach mehr den jungen Menschen bieten, was halt auch in Zukunft wichtig ist.
00:09:00: Michael Hauphoff: Bei uns muss ein Kranschein dabei sein, ein Schein für Betonverarbeitung, ein Ersthelferschein. Das sind alles für mich wichtige Parameter, die grundsätzlich in eine Ausbildung reingehören, die aber im derzeitigen Rahmenlehrplan gar nicht vorgesehen sind.
00:09:14: Sandra: Und wo findet ihr denn eure Auszubildenden? Über welche Kanäle?
00:09:18: Michael Hauphoff: Also früh angefangen sind wir mit Ausbildungsmessen. Da versuchen wir, sehr praxisnah auszustellen. Und wenn wir mit einem Bagger kommen und die jungen Menschen oder auch die Lehrer auf dem Bagger sitzen können, um mal ein bisschen Sand zu baggern, dann ist das natürlich was anderes, als wenn ich da ein Flipchart oder einen Banner nur hängen habe.
00:09:40: Michael Hauphoff: Bei uns können die ausprobieren und das weckt halt einfach Interesse. Und wir können im Handwerk mit diesem guten Gefühl einfach überzeugen. Wenn abends das Mauerwerk fertig ist, die Wände sauber gefegt sind, dann gehen unsere Handwerker mit einem echt guten Gefühl nach Hause. Und das ist nicht nur im Bau, das ist auch der Fliesenleger, der sein Badezimmer fertig hat. Der Tischler, der morgens in die Halle kommt und alles riecht schön nach Holz. Das sind einfach haptische Erlebnisse, die ich jetzt selber hier im Büro nicht mehr habe. Und damit müssen wir werben.
00:10:12: Sandra: Ja, das klingt super überzeugend. Das kann ich mir auch vorstellen, dass sobald man das anfassen kann oder dass ja diese Emotionen transportiert werden, dass das bestimmt die Leute begeistert. Arbeitet ihr da auch viel mit Social Media? Instagram, YouTube? Was sind so die Kanäle, wo ihr versucht, junge Leute anzusprechen?
00:10:27: Michael Hauphoff: Also wir selber sind jetzt auf Instagram, da sind wir auch gut unterwegs. Wir haben hier in der Firma ein, zwei Leute und auch eine Agentur, die uns da betreut. Wir haben jetzt den tausendsten Follower, glaube ich, letzte Woche bekommen. Für uns ist das absolut in Ordnung.
00:10:42: Sandra: Und was ist denn der Grund, warum wir überhaupt ausbildet? Bringt euch das als Firma auch Vorteile selbst auszubilden?
00:10:48: Michael Hauphoff: Ja, also wir haben zwei Vorteile. Zum Ersten generieren wir halt unsere Fachkräfte von morgen. Und es ist halt ganz einfach in Zeiten des demografischen Wandels: Wir müssen für uns 1,6 Personen pro Jahr entwickeln, die unter 20 sind, damit wir unser jetziges Durchschnittsalter behalten können. Wir sind als Bauunternehmen relativ jung, wir sind knapp unter 40 Jahre. Das ist im Verhältnis fast zehn Jahre jünger, wie das durchschnittliche Bauunternehmen. Aber da möchte ich auch bei bleiben.
00:11:19: Sandra: Was sind denn deiner Meinung nach die größten Probleme aktuell in der Bauausbildung?
00:11:23: Michael Hauphoff: Ein riesiges Problem ist, dass wir einen sehr veralteten Rahmenlehrplan haben, wo wir dran gebunden sind. Ich würde gerne einige Dinge anders machen, die einfach nicht mehr der Zeit entsprechen. Die digitalen Medien sind bei uns in der Bauausbildung überhaupt nicht implementiert. Das finde ich eine Katastrophe. Bei uns in der Firma hat jeder Polier mittlerweile ein iPad. Das ist bei vielen anderen Firmen auch noch nicht so und in der Ausbildung ist es sogar so, dass unsere Auszubildende, dass wir denen Datenvolumen zur Verfügung stellen müssen, damit die in der Berufsschule sich Sachen runterladen können und das ist einfach ein absolutes Unding.
00:12:00: Sandra: Ihr habt ja ein ganz spezielles Projekt ins Leben gerufen, nämlich die Junior-Baustelle, also eine Baustelle, die von Auszubildenden und Junggesell:innen durchgeführt wird, unter fachlicher Aufsicht von der Bauleitung. Wie ist so der Stein ins Rollen gekommen?
00:12:14: Michael Hauphoff: Also grundsätzlich die Idee habe ich mir von einem guten Bekannten ein bisschen abgekupfert. Der hat im Osten eine Friseurkette und er hat sich von Kreishandwerkerschaften und Handwerkskammern getrennt und übernimmt die Ausbildung komplett in Eigenregie. Ich glaube, das ist bei uns im Bau gar nicht möglich. Der hat aber eine eigene Akademie und er bildet seine jungen Friseure und Friseurinnen so gut aus, dass sie nach drei Monaten in seine Junior-Salons gehen.
00:12:41: Michael Hauphoff: Und diese Junior-Salons mit jungen Menschen fand ich irgendwie cool und daraus habe ich das so ein bisschen abgeleitet und habe die Idee entwickelt, eine Junior-Baustelle zu machen. Dann muss man den richtigen Bauherrn haben, man muss die richtigen Leute drumherum haben. Ja, und das war jetzt 2022 waren wir dann endlich soweit und so ist das entstanden, dass wir unsere erste Junior Baustelle vollziehen konnten.
00:13:05: Sandra: Was sagen denn die Bauherren dazu?
00:13:06: Michael Hauphoff: Die ersten Bauherren haben richtig Spaß gehabt. Die hatte ich hier auch an diesem Tisch sitzen und habe denen das vorgestellt und die haben sofort beide Daumen hoch gemacht, haben gesagt: “Das ist eine coole Idee.” Das sind selber zwei junge Familien, beide noch unter 30. Die waren sofort Feuer und Flamme.
00:13:23: Sandra: Also ihr habt ja zwei Junior-Baustellen bisher gestartet. Eine ist schon vollendet und die zweite ist gerade im vollen Gang.
00:13:29: Michael Hauphoff: Ja, wir sind jetzt sogar schon bei der vierten. Die ist jetzt im vollen Gang und die läuft noch besser wie die erste, weil wir natürlich auch aus der ersten ja unsere Fehler abstellen konnten. Auch Fehler meinerseits. Ich war oft zu fordernd. Ich wollte immer, dass es schneller geht, hatte mehr erwartet. Also die erste Junior-Baustelle war für mich auch sehr, sehr lehrreich. Mittlerweile glaube ich, bin ich da ein bisschen gechillter, ein bisschen ruhiger und die läuft wirklich gut, die jetzige Junior-Baustelle.
00:14:01: Sandra: Wurdest du auch überrascht in manchen Momenten, dass es vielleicht anders lief als du es erwartet hast oder andere Lösungen, die so normalerweise nicht entstanden wären.
00:14:10: Michael Hauphoff: Der jüngeren Generation wird oft nachgesagt, dass sie nicht so engagiert bei der Sache sind. Das kann ich also überhaupt nicht bestätigen. Bei allen Junior-Baustellen bisher, das war so die Quintessenz, habe ich mich sehr darüber gefreut, wie die sich eingebracht haben, wie die in den Pausen diskutiert haben, welchen Lösungsweg sie finden, wie die Ziele sind bis zum Ende der Woche, wann die nächste Betonage ansteht.
00:14:33: Sandra: Und gab es auch mal ein mulmiges Gefühl vonseiten der Bauherren oder haben die auch Ängste, Zweifel mal angekündigt bei dem Projekt?
00:14:40: Michael Hauphoff: Es gab ein oder zwei Momente, wo uns die Bauzeit ein wenig im Nacken saß. Das ist dann auch kommuniziert worden seitens der Bauherren, weil natürlich auch ein Endtermin feststand. Aber da konnten wir immer ganz gut ein bisschen aufstocken, so dass wir den vorherigen Zeitverlust oder das Länger-Dauern einfach wieder aufarbeiten konnten. Qualitativ gab es zum Glück bisher gar nichts. Wir hatten einen kleinen Fehler und da mussten wir nachträglich noch ein bisschen was abdichten. Das ist uns aber an anderen Baustellen auch schon passiert, also wirklich rundum gut.
00:15:14: Sandra: Ich weiß auch von euch, dass ihr verschiedene digitale Tools ausprobiert und auch für die Ausbildung schon eine digitale Plattform nutzt, nämlich die E-Baulehre aus Österreich. Kannst du uns da noch erklären: Wie genau setzt ihr die ein?
00:15:28: Michael Hauphoff: Also die E-Baulehre ist bei uns wirklich als Basis gesetzt. Für die guten Schüler sehe ich sie so ein bisschen zum Vorarbeiten und für die, die sich schulisch halt ein bisschen schwerer tun, sehe ich es so ein bisschen als Nachhilfe mit an die Hand geben. Ich habe die E-Baulehre irgendwann mal kennengelernt, habe da selber drei, vier, fünf Seminare besucht und die fand ich einfach echt cool gemacht, auch wenn nicht alles den deutschen Normen entspricht. Aber ziemlich passt das.
00:15:56: Michael Hauphoff: Aber jetzt seit zwei Jahren ist das wirklich verpflichtend bei uns für alle Auszubildenden und wir kriegen durchweg positives Feedback, sowohl von den Leistungsstärkeren wie auch von denen, denen es ein bisschen schwieriger fällt. Wir haben versucht, diese 75 Module sind es in der E-Baulehre, den deutschen 16 Lernfeldern zuzuordnen. Das ist relativ schwierig gewesen und passt auch nicht immer ganz genau überein.
00:16:24: Sandra: Und eine deutsche Alternative? Du hast dich bestimmt auch umgeschaut, ob es da was gibt. Gab es nichts?
00:16:30: Michael Hauphoff: Ja, im Moment gibt es da nichts, oder ich weiß es vielleicht auch nur nicht.
00:16:34: Sandra: Ja, vielen Dank Michael, für dieses sehr spannende Gespräch und es ist wirklich sehr inspirierend, muss ich sagen, zu hören, wie viel Energie und auch Freude, Mut und Motivation du in das Thema Ausbildung steckst. Und danke auch für den Einblick in die E-Baulehre. Das ist nämlich ein Thema, was uns gleich noch beschäftigen wird. Dankeschön.
00:16:50: Michael Hauphoff: Gerne.
00:16:55: Sandra: Ich spreche jetzt mit Harald Kopececk. Er ist Geschäftsführer der Bauakademie BWZ Oberösterreich und die Bauakademie, das ist der führende Anbieter für die Aus- und Weiterbildung in der Baubranche in Österreich und sie hat unter anderem die Plattform E-Baulehre ins Leben gerufen. Das ist eine kostenlose digitale Lernplattform, die die Ausbildung im Hochbau, Betonbau und im Tiefbau unterstützt. Und das Wissen wird dort sehr anschaulich vermittelt, zum Beispiel bei Lehrvideos, Wissenchecks und weiteren Medien.
00:17:23: Sandra: Harald, Was war denn euer Anstoß für die Entwicklung der E-Baulehre?
00:17:26: Harald Kopececk: Ja, der Anstoß war ein grundsätzliches Problem, das wir generell natürlich in der Lehre haben: dass wir zu wenig Lehrlinge gefunden haben und wir die Baulehre, die ja mittlerweile seit vielen, vielen Jahrzehnten an und für sich etabliert ist, modernisieren wollten. Und da haben wir im Jahr 2017 den strategischen Prozess gestartet. Das heißt, wir wollten die Berufsbilder modernisieren, die Baulehre generell modernisieren und das digitale Zeitalter auch in die Baulehre miteinpflegen.
00:17:55: Harald Kopececk: Und so ist auch die Idee einer Online-Lernplattform entstanden, wo eigentlich keiner einschließlich mir noch gewusst hat im Jahr 2017: Was wollen wir eigentlich machen? Wie kann das funktionieren? Vor allem, wie schaffen wir eine brauchbare Plattform, wo wir nicht nur Content produzieren, den keiner braucht und keiner will, sondern dass der auch genutzt wird?
00:18:19: Sandra: Und wie habt ihr das gemacht? Wie habt ihr sichergestellt, dass die Plattform heute genutzt wird und auch beliebt ist unter den Auszubildenden?
00:18:26: Harald Kopececk: Alles was ich schaffe oder um das ich mich kümmere, überlege ich mir immer: Für wen mache ich es? Wer soll das Ganze nutzen? Wer braucht das Produkt? Wir sind da gar einen Weg gegangen, dass wir auch mit der Jugend kommuniziert haben. Das heißt, wir haben uns dann auch überlegt, dass wir auf jeden Fall eine Plattform schaffen, die die Jugend nutzen will.
00:18:46: Harald Kopececk: Und da haben wir im Grunde genommen folgende Schlagworte gehabt: Es muss einfach sein, es muss praktikabel sein und es muss nutzbar sein im Endeffekt. Also wir gehen auf eine Jugend zu, die sind ja Handwerker. Das heißt, da haben wir nicht nur positive Stimmen gehabt aus der Wirtschaft, sondern da haben sich viele Wirtschaftstreibende, auch Stakeholder gemeldet und haben gemeint: “Seid ihr verrückt, warum macht ihr sowas?
00:19:08: Harald Kopececk: Das sindHandwerker, die sollen manuell Arbeiten und nicht mit dem Computer herumspielen.” Das heißt, diese Meinung ist ja teilweise noch sehr stark vertreten, an und für sich, auch heute noch im Grunde genommen. Und wir sind heute trotzdem einen ganz anderen Weg gegangen. Wir haben gesagt, wir ziehen das durch, wo wir gesagt haben, wir schaffen hier eine Onlineplattform auf drei Standbeinen. Und das waren die Ziele: Wissenstransfer über Onlinekurse, Wissenscheck abprüfen der Themenbereiche der Kursinhalte.
00:19:33: Harald Kopececk: Plus jetzt die Skills, die praktischen Fertigkeiten, abgefilmt für die Lehrvideos. Zwei Jahre später sind wir online gegangen und wir sind… Wir haben einen sehr guten Durchbruch geschafft, an und für sich, dass wir mittlerweile natürlich nicht nur über 2500 Fachthemen digital auf Onlinekurse abgebildet haben. Wir haben mittlerweile über 220 Lehrvideos selber gedreht, im Grunde genommen, die wir im Prinzip auf YouTube kostenlos auch zur Verfügung stellen.
00:20:01: Harald Kopececk: Und wir haben über 4000 / 5000 Wissenscheckfragen auf unseren Onlineplattformen. Aber das Wichtigste ist nicht der Content, das Wichtigste ist, dass wir mittlerweile 160.000 positiv abgeschlossene Zertifikate nachweisen können. Das heißt, es wird richtig genutzt. Und die YouTube-Videos, sind mittlerweile um die 410.000 mal downgeloaded worden.
00:20:19: Sandra: Ja, das sind auf jeden Fall sehr beeindruckende Zahlen, die belegen, dass Ihre Plattform viel genutzt wird. Die digitale Plattform soll ja natürlich nicht die herkömmliche Ausbildung ersetzen, wie du es gerade schon angedeutet hast, sondern sie unterstützen. Welche Vorteile haben denn deiner Meinung nach digitale Tools im Vergleich zu traditionellen Ausbildungsmethodiken?
00:20:38: Harald Kopececk: In der Baulehre, die eine sehr traditionelle handwerkliche Ausbildung ist, ist natürlich: ein Haus kannst du nicht digital bauen. Am Computer natürlich in 3D oder Building Information Modelling, was sehr wichtig ist natürlich mittlerweile. Aber im Grunde genommen Handwerker bauen traditionell manuell, natürlich. Aber in der Aus- und Weiterbildung, kann man die digitale Ausbildung auf jeden Fall als Ergänzung sehr gut nutzen.
00:20:59: Harald Kopececk: Zum Beispiel alleine im Pre-Learning. Bei uns ist es mittlerweile so, dass sie im Vorfeld mit der Einladung ein Pre-Learning Konzept bekommen, wo sie E-Baulehre Kurse machen müssen. Das heißt zum Beispiel “Grundlagen Betontechnologie”. Das hätte man vorher in der praktischen Ausbildung vorab vortragen müssen. So sind die Meisten schon gut vorbereitet und du kommst schneller in das praktische Arbeiten.
00:21:25: Harald Kopececk: Der zweite große Vorteil ist natürlich auch, dass die Lehrlinge vorher drei Jahre Ausbildung oder vier Jahre Ausbildung haben, dann haben sie die sogenannte Lehrabschlussprüfung. Das ist in Deutschland, glaube ich, ähnlich. Sie müssen eine Abschlussprüfung machen, wie so ein manuelles Bauwerk, das sie fabrizieren müssen und sie haben auch ein Fachgespräch. Über die E-Baulehre kann der vor der Lehrabschlussprüfung sich auf dieses Fachgespräch vorbereiten über die theoretischen Inputs und es wird auch sehr intensiv genutzt mittlerweile.
00:21:52: Harald Kopececk: Ein weiterer großer Vorteil, das ist im Prinzip das Vortragstool der E-Baulehre. Weil über die E-Baulehre ist so viel Content drinn, dass die Berufsschullehrer oder unsere Bauakademie-Trainer diese E-Baulehre als Vortragstool verwenden. Sie brauchen sich selber gar keine Skripte oder nur mehr sehr wenige Skripten vorbereiten, zum Beispiel. So wie eine Power-Point kannst du den Content entsprechend nutzen.
00:22:16: Harald Kopececk: Sie können die E-Baulehre Videos vorzeigen. Das machen sie auch im Grunde genommen, als Unterweisungs-Tool, als Vorbereitung für das praktische Arbeiten in der Berufsschule.
00:22:25: Sandra: Die Baubranche hat natürlich einen hohen Fachkräftemangel. Es gibt auch vergleichsweise weniger Interessenten für Ausbildungsberufe. Was denkst du denn, woran liegt das, dass die Attraktivität für die Ausbildung so gering ist?
00:22:39: Harald Kopececk: Genauso, wie ich habe unser Produkt geschaffen, das ist lange gut gegangen, und auf einmal brauchts keiner mehr. Dann hab ich meinen Job nicht gemacht. Das heißt, wir müssen unsere Arbeitsplätze so gestalten, dass die Eltern, die Mütter sagen: mein Sohn, der auch ein gutes Zeugnis in der Grundschule hat, dass der nicht in die Schule weitergeht, sondern er eine praktische Ausbildung macht. Und die Attraktivität in der Baulehre ist ganz klar, dass die Lehre keine Sackgasse ist, nämlich ob jetzt mit 14, 15 Jahre Jemand in die Schule weiter geht oder in die Lehre weitergeht. Beides hat seinen Vorteil und beides kann sich ganz oben, nämlich in der Karriere wiedertreffen.
00:23:43: Harald Kopececk: Wir haben Lehrlinge, die haben bei uns die Lehre mit Auszeichnung abgeschlossen, sind den Karriereweg über die Bauakademie-Lehrwege gegangen: Über die Polierschule, Bauleiterausbildung, Baumeisterausbildung und sind jetzt top Unternehmer zum Beispiel. Und das müssen wir den Eltern und auch in den Schulen wieder entsprechend kommunizieren.
00:24:03: Harald Kopececk: Aber das Wichtigste ist, dass wir immer überlegen müssen: wo haben wir unsere Problemzonen, dass die Jugend nicht zu uns kommt? Manuell zu arbeiten ist in der Jugend heutzutage nicht mehr so sexy. Da haben aber wir ältere Generationen absolut selber Schuld, weil wir das immer kommuniziert haben.
00:24:17: Sandra: Du hattest es ja schon auch angesprochen, dass es auch Personen gibt, die etwas skeptisch sind, ob man handwerkliche Ausbildung wirklich in den digitalen Raum zumindest teilweise verlagern kann. Ich habe auch Studien gefunden, die ich sehr spannend fand. Da wurde gesagt, dass Auszubildende vor allem Methoden wie das Vor- und Nachmachen und die Arbeit an eigenen Projekten sehr hilfreich finden.
00:24:37: Sandra: Und ich fand besonders spannend, dass viele Auszubildende Methoden wie Simulatoren oder Virtual Reality als nicht unbedingt hilfreich bewerten, weil man ja auch wie gesagt, der jungen Generation eigentlich so eine Technikaffinität unterstellt. Wie stellt ihr denn sicher, dass dieses digitale Lernen und diese praktischen Erfahrungen im Gleichgewicht bleiben?
00:24:58: Harald Kopececk: Wir können überhaupt noch nicht von einem Gleichgewicht sprechen. Die digitale Ausbildung wird immer ein Randthema sein und kann immer nur eine Ergänzung sein für die Baulehre. Ich bin auch kein Freund von Simulatoren zum Beispiel. Ein Airline-Kapitän lernt am Simulator natürlich das Fliegen. Das geht ja relativ einfach, mittlerweile. Ein Bauprojekt, an und für sich, mit unterschiedlichen Gegebenheiten, mit Problemstellungen, die wir im Vorfeld nicht wissen, ist schwierig zu simulieren, sondern wir müssen die Jugend intrinsisch motivieren, und auch Lehrbetriebe intrinsisch motivieren, dass sie Zeit zur Verfügung stellen, dass sie zum Beispiel die E-Baulehre nutzen. Und das ist der Faktor, dass das so kurze Sequenzen wie möglich sein müssen, damit sich die Jugend das Ganze dann auch anschaut.
00:25:44: Sandra: Also im Grunde kann man zusammenfassen, dass du aktuell noch nicht die Gefahr siehst, dass die digitalen Tools die praktischen Fähigkeiten in der Ausbildung vernachlässigen lassen.
00:25:53: Harald Kopececk: Nein, da bin ich absolut dahinter, dass die praktischen Fähigkeiten im Vordergrund stehen müssen.
00:26:00: Sandra: Wenn wir jetzt mal in die Zukunft schauen: Welche Entwicklung erwartest du denn für die digitale Bauausbildung in den nächsten zehn Jahren zum Beispiel?
00:26:08: Harald Kopececk: Jeder spricht von KI. Ja, und es wird sicher die KI auch bei uns in die Lehre einfließen, in irgendeiner Art und Weise. Wichtig ist aber, was wir gerade im Vorfeld besprochen haben, dass wir entsprechend die Synergien digitale Ausbildung mit der praktischen Ausbildung gut schaffen. Die praktische Ausbildung wird nicht wegzudenken sein.
00:26:28: Harald Kopececk: Im digitalen Bereich habe ich schon auch im Prinzip mein Konzept, dass Facharbeiter der Zukunft auch andere Skills haben müssen. Ein ganz wesentlicher Faktor, eine Baustelle erfolgreich zu führen, ist, nachzuweisen: Was habe ich gearbeitet? Und es ist noch immer ein Problem, dass die Leute auf den Baustellen ordentlichen Schriftverkehr führen, zum Beispiel.
00:26:50: Harald Kopececk: Das haben wir jetzt schon digitalisiert, das heißt, die Lehrlinge lernen das digitale Schreiben an und für sich schon am Tablet. In Zukunft wird es so sein: Es wird neue Maschinen und neue Werkzeuge geben. Ich habe zum Beispiel über die Baulehre 2020 in der Ausbildung die die digitale Bauvermessung eingeführt, in die praktische Ausbildung. Und das andere ist natürlich, diese neuen Werkzeuge, die kommen werden - da seid ja ihr bei Zeppelin auch sehr zukunftsorientiert - im Tiefbau, autonomes Fahren, Automatisierung, Maschinen, die selbstständig arbeiten.
00:27:20: Harald Kopececk: Ich glaube, ich bin jetzt 55 Jahre knapp, dass ich das noch erlebe, dass wir Robotik auf den Baustellen haben werden. Das heißt, es muss jemand bedienen können, definitiv. Es werden neue Skills einfließen, auch in die praktische Arbeit beim Maurer oder beim Hochbauer oder beim Tiefbauer. Und dazu braucht es auch eine digitale Ausbildung.
00:27:39: Sandra: Vielen Dank, Harald, für den Bericht über den Status Quo in der digitalen Bauausbildung heutzutage und auch den Zukunftsausblick. Das war wirklich sehr spannend. Und ich gehe tatsächlich mit einem sehr positiven Gefühl raus, weil ich denke, in der heutigen Folge konnte man lernen, wenn sich Bauunternehmen Gedanken machen über die Bauausbildung, dann finden sie auch Fachkräfte, die Lust haben, bei ihnen mitzuarbeiten.
00:28:02: Sandra: Und dazu gehört nicht allein die Wissensvermittlung, sondern eben auch die eigenen Prozesse gut im Griff zu haben.
00:28:08: Harald Kopececk: Vielleicht darf ich da noch ergänzen: Man muss positiv in die Zukunft schauen. Und die Jugend, die wir jetzt ausbilden, sind die Führungskräfte der Zukunft. Wir haben mit eine tolle Jugend, wir müssen aber auch eines machen: Wir müssen unseren Job tun. Wir müssen der Jugend einen attraktiven Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Und da gehört die Hygiene auf der Baustelle dazu, da gehören im Prinzip die Arbeitsmethoden dazu, da gehört die Kommunikation, das Miteinander dazu und das Management.
00:28:34: Sandra: Vielen Dank für diese sehr positiven und optimistischen Worte. Es war ein sehr spannendes Gespräch. Ich bedanke mich dafür bei dir. Auf Wiedersehen!
00:28:41: Harald Kopececk: Ich bedanke mich auf sehr herzlich.
00:28:48: Wulf: Sandra, das war wirklich spannend, deinen Gesprächen zuzuhören und insbesondere, was für mich ganz neu war, war das Konzept der Junior-Baustelle. Das habe ich so vorher noch nie gehört. Wir kamen ja eingangs dieser Folge an dem Thema vorbei, das gerne mal die Motivation der jungen Generation in Frage gestellt wird. Aus deinem Gespräch mit Lena habe ich jetzt aber was ganz anderes mitgenommen. Lena kam extrem motiviert rüber. Wie waren denn deine Eindrücke von der Baustelle?
00:29:14: Sandra: Ja, das kann ich nur bestätigen. Die war mit Sicherheit sehr motiviert. Auch die anderen Auszubildenden in dem Unternehmen wirkten so auf mich. Was mit Sicherheit daran liegt, dass denen extrem viel Vertrauen entgegengebracht wird und sie dieses Großprojekt, nämlich das Mehrfamilienhaus zu errichten, gemeinsam voranbringen und jeden Tag eine kleine Herausforderung lösen, dabei wachsen, auch mal Fehler machen dürfen und so es schaffen innerhalb von 1 bis 2 Jahren dieses Großprojekt auf die Beine zu stellen.
00:29:43: Wulf: Der zweite Aspekt, den du in deinen Gesprächen ja beleuchtet hast, ist das Thema Digitalisierung in der Ausbildung. Und jetzt wissen wir beide und sicher auch unsere Hörerinnen und Hörer, dass trotz vieler Bemühungen in den letzten Jahren die Baubranche leider immer noch eine der Branchen mit dem geringsten Digitalisierungsgrad ist. Wo siehst du denn Potenziale, durch Digitalisierung, die Ausbildung am Bau wieder attraktiver zu machen?
00:30:06: Sandra: Zum einen glaube ich, dass man so auf digitale Tools gar nicht verzichten kann, weil es von der jungen Generation einfach so erwartet wird, dass eben mit digitalen Lösungen gearbeitet wird. Die kennen das ja selber gar nicht mehr anders aus ihrem Privatleben. Zum anderen sehe ich den größten Vorteil in der Unabhängigkeit von Zeit und Ort. Das heißt, ich kann immer lernen, wann und wo ich möchte und mir das Wissen so selbstwirksam nach meinen eigenen Bedürfnissen Schritt für Schritt beibringen. Genau.
00:30:32: Wulf: Das sind doch insgesamt echt positive Erkenntnisse. Hat Spaß gemacht, deinen Gesprächen zuzuhören. Und in diesem Sinne darf ich euch unsere Zuhörerinnen und Zuhörer dazu auffordern, uns Feedback zu dieser Folge zu geben. Gerne per E-Mail unter podcast@z-lab.com oder als Kommentar auf den üblichen Plattformen, wo ihr diesen Podcast hört. Und ja, ich darf mich bei euch bedanken, dass ihr dabei wart und freue mich, euch bei der nächsten Folge wieder begrüßen zu dürfen.
00:31:00: Sandra: Ich mich auch. Bis dahin, ciao!
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